Nitecore EDC09
Taschenlampen, die bequem in die Hosentasche passen um immer griffbereit zu sein, gibt es viele. Doch was, wenn man beide Hände frei haben muss und das Licht trotzdem in die passende Richtung leuchten soll?
Die neue Nitecore EDC09 ist nicht nur richtig schön kompakt, sondern erlaubt mit einem stufenlos einstellbaren Gelenkkopf, Magneten und Zweiwege-Clip vielseitige Einsatzmöglichkeiten.
Lieferumfang und Hardware
Für das Review wurde mir ein Vorserienmodell zur Verfügung gestellt, das ohne Verpackung und ohne gedruckte Anleitung mit folgendem Zubehör geliefert wurde:
- Handschlaufe
- Diffusor
- USB-C Ladekabel
Ein Clip war bereits montiert und der Akku ist fest integriert. Die Bedienungsanleitung liegt in neun Sprachen vor (EN, DE, FR, RU, JA, UK, IT, PL, CN) und beschreibt alle Funktionen leicht verständlich. Die Lampe ist aber so intuitiv zu bedienen, dass man die Anleitung fast nicht benötigt.
Das fast symmetrische Design mit einem achteckigen Körper wirkt einerseits schlicht, bekommt jedoch durch kleinere Unterbrechungen der Symmetrie und feinen Details einen besonderen Charakter.
Wie schon der Name verrät, handelt es sich bei der EDC09 um eine „Every Day Carry“-Lampe: Ein Begleiter für den Alltag, den man ständig dabei haben kann. Mit einer Größe von 108 × 30 × 17 mm verschwindet die Lampe unauffällig in der Tasche ohne zu stören. Durch den Schalter und die Griffleiste beträgt die maximale Breite 34 mm und mit dem Clip ist die Lampe bis zu 24 mm dick.
| Größe & Gewicht | |
|---|---|
| Länge: | 108 mm |
| Breite: | 30 – 34 mm |
| Dicke: | 17 – 24 mm |
| Gewicht: | 114 g |
Nitecore EDC37 | Nitecore EDC23 | Nitecore EDC09 | UltraFire S3 | Nitecore EDC17
Nitecore EDC37 | Nitecore EDC23 | Nitecore EDC09 | UltraFire S3 | Nitecore EDC17
Griffflächen mit einem bereits von der EDC29 und EDC37 bekannten Schuppenmuster sowie eine grobe Zahnung auf der linken Seite sorgen für eine hervorragende Griffsicherheit auch bei feuchten Bedingungen. Diese Teile sind aus Kunststoff gefertigt, während das übrige Gehäuse aus Edelstahl mit einer schwarzen PVD-Beschichtung besteht.
Auf der rechten Seite befinden sich ein Schiebeschalter und ein Taster, die in identisch Form bereits bei der kürzlich erschienenen Nitecore EDC17 zum Einsatz kamen.
Ein Highlight der EDC09 ist der verstellbare Lampenkopf, der sich stufenlos bis zu 102° neigen lässt. So kann das Licht immer passend ausgerichtet werden, auch wenn die Lampe nicht in der Hand gehalten wird.
Bei meinem Exemplar läuft der Mechanismus in manchen Positionen etwas schwergängig, macht dafür aber einen robusten Eindruck und wackelt nicht. Schön wäre eine Rastung oder Arretierung in gerader Stellung gewesen, damit sich der Kopf beim Tragen in der Tasche nicht so leicht verstellt.
Ein Zweiwege-Clip auf der Rückseite erhöht die Flexibilität des Gelenkkopfes, da sich die Lampe bei Erreichen des Endanschlags einfach umdrehen lässt. Beispielsweise kann die Lampe am Gürtel oder Rucksackträger befestigt und der Kopf nach vorne geneigt werden, um den Weg zu beleuchten.
Der Clip reicht fast bis zum Ende der Lampe, sodass sie vollständig in der Tasche verschwindet. Relativ zur ansonsten recht flachen Lampe trägt er mit 7 mm doch recht dick auf und verhindert zudem, dass sich die Lampe stabil auf die Rückseite legen lässt.
Befestigt ist der Clip mit zwei T6-Schrauben, sodass er bei Bedarf leicht abgenommen werden kann. Er verfügt über eine Öse, an der sich eine Handschlaufe befestigen lässt.
Ein kräftiger Magnet ermöglicht die Befestigung der EDC09 an magnetischen Oberflächen. Das Ende der Lampe besteht aus Kunststoff, wodurch Oberflächen etwas besser vor Kratzern geschützt sind.
Der Magnet wird durch den Gelenkkopf perfekt ergänzt, denn nicht immer findet sich eine magnetische Oberfläche in der gewünschten Ausrichtung. Dadurch eignet sich die EDC09 hervorragend für Arbeiten an Autos, Maschinen oder anderen Anlagen.
Das Aufladen der Taschenlampe erfolgt über einen USB-C Anschluss. Eine Abdeckung schützt ihn gegen Schmutz und Wasser. Die Außenseite besteht aus festem Kunststoff, die innere Hälfte hingegen aus Silikon. Dadurch dichtet die Abdeckung gut ab, lässt sich aber auch angenehm öffnen und schließen.
Der fest integrierte Akku mit 1100 mAh ist nach rund 80 Minuten vollständig aufgeladen. Ein spezielles Schnellladenetzteil ist dafür nicht erforderlich, da der Strom lediglich 1,2 A erreicht. Während des Ladevorgangs kann die Lampe ganz normal genutzt werden.
Laut Hersteller ist die EDC09 wassergeschützt nach IPX6. Damit sollte sie einen Regenschauer oder ein kurzes Abspülen unter fließendem Wasser verkraften, aber besser nicht komplett unter Wasser getaucht werden. Sie soll zudem Stürze aus bis zu zwei Meter Höhe überstehen.
Eine mögliche Schwachstelle könnte der bewegliche Kopf sein. Ich trage die EDC09 nun seit fast zwei Monaten täglich in der Hosentasche mit mir herum und habe bisher keinerlei Probleme feststellen können. Im Gelenk sammelt sich zwar etwas Staub, dieser lässt sich jedoch problemlos wegblasen oder abwischen.
Insgesamt wirkt die Verarbeitung hochwertig und vermittelt einen robusten Eindruck. Der fest verbaute Akku begrenzt natürlich die Lebensdauer der Lampe, lässt sich in dieser Bauform jedoch kaum vermeiden. Durch das verschraubte Gehäuse besteht zumindest eine kleine Hoffnung, dass er sich mit entsprechendem Aufwand tauschen lässt.
Bedienung und Funktion
Ein seitlich angebrachter Schiebeschalter ermöglicht eine besonders intuitive Bedienung der Lampe. Mit einem satten Klicken rastet er präzise in vier Positionen ein. Weiter vorne befindet sich eine Taste, mit der sich die Farbtemperatur anpassen lässt. Beide Tasten bestehen aus Kunststoff, machen aber einen hochwertigen Eindruck.
Der Schiebeschalter funktioniert nahezu verschleißfrei und wasserdicht mithilfe von Hall-Sensoren, welche die Position eines im Schalter eingebauten Magneten erfassen. Gegenüber äußeren Magnetfeldern zeigt er sich weitgehend unempfindlich: Zwar kann ein starker Magnet das Umschalten der Helligkeit kurzzeitig verhindern, ohne jedoch die Helligkeit zu ändern oder die Lampe ein- oder auszuschalten.
Mit dem Schiebeschalter wird die Lampe eingeschaltet und die Helligkeit in drei Stufen – Low, Mid und High – verstellt. Hält man beim Einschalten zusätzlich die Taste gedrückt, gelangt man in den Ultralow-Modus. Bei eingeschalteter Lampe ermöglicht ein kurzer Druck der Taste die Anpassung der Farbtemperatur zwischen kalt, neutral und warm. Die gewählte Farbtemperatur bleibt auch nach dem Ausschalten gespeichert.
Einen echten Strobe gibt es (erfreulicherweise) nicht, dafür jedoch eine Art Signallicht in Form eines 5 Hz schnellen Blinkens. Es wird durch Halten des Tasters bei eingeschalteter Lampe aktiviert.
Nach dem Einschalten – oder bei einem kurzen Druck auf die Taste – zeigen vier LEDs auf der Vorderseite der Lampe für vier Sekunden den ungefähren Ladestand des Akkus an.
| Anzeige | Ladestand |
|---|---|
| ☼☼☼☼ | 75% – 100% |
| ☼☼☼ | 50% – 75% |
| ☼☼ | 25% – 50% |
| ☼ | 10% – 25% |
| ☼ blinkend | < 10% |
Das Handling ist erstklassig: Die Lampe liegt gut in der Hand und durch den Schiebeschalter lässt sie sich sehr komfortabel bedienen – viel intuitiver geht es kaum.
Im Gegensatz zu vielen anderen Lampen verfügt die EDC09 über keine separate Tastensperre. Der Schiebeschalter übernimmt diese Funktion und wirkt auf mich ähnlich effektiv wie der „Rapid Lock“ genannte Schiebeschalter in anderen Lampen der EDC-Serie. Bislang hat sich die Lampe bei mir noch nie versehentlich eingeschaltet.
Lichtbild
Bei den beiden LEDs handelt sich um eine Eigenentwicklung von Nitecore mit der Bezeichnung „MCT UHE“, was vermutlich für „Multiple Color Temperature with Ultra High Efficiency“ steht. Diese LEDs haben diagonal angeordnet je zwei warmweiße und zwei kaltweiße Leuchtflächen, die getrennt voneinander angesteuert werden können. Dadurch lässt sich die Farbtemperatur in drei Stufen von kaltweiß (6500 K, CRI 73) über Neutralweiß (4500 K, CRI 83) bis Warmweiß (3000 K, CRI 97) anpassen.
Eine TIR-Optik mit kleinen Facetten vermischt die einzelnen Leuchtflächen, sodass eine homogene Lichtfarbe entsteht. Die Optik wird nicht durch eine Glasscheibe geschützt und verfügt somit auch über keine Antireflexbeschichtung. Dafür ist sie bruchfester als Glas und feine Kratzer sollten keinen allzu großen Einfluss auf das Lichtbild haben.
Das Lichtbild ist leicht flutig mit einem breiten Spot, der zum Rand hin sanft ausläuft. Die Lampe bietet eine angenehm gleichmäßige Ausleuchtung ohne Artefakte oder Farbverläufe. Die Färbung wirkt neutral, vielleicht sogar etwas rosig, auf jeden Fall nicht grün.
Im Vergleich zu Lampen mit getrennten verschiedenfarbigen LEDs haben die MCT-LEDs den Vorteil, dass ihre Leuchtflächen näher beieinander liegen. Dadurch lässt sich das Licht homogener mischen und es entstehen keine störenden Farbschatten.
Durch ihr breites Lichtbild eignet sich die EDC09 vor allem für kurze bis mittlere Entfernungen – etwa zum Lesen, zur Ausleuchtung von Schaltschränken oder um den Weg zu beleuchten.
Im Lieferumfang befindet sich ein weißer Diffusor aus Silikon. Er wird einfach auf den Lampenkopf gesteckt und verwandelt die EDC09 in eine kleine Laterne mit Rundumbeleuchtung. Ein winziges Loch an der Seite ermöglicht einen Druckausgleich, damit sich der Diffusor einfacher aufsetzen lässt.
Vor allem in der warmweißen Einstellung sorgt die EDC09 für eine angenehm gemütliche Beleuchtung. Zusammen mit dem Magneten, dem Zweiwege-Clip und natürlich dem neigbaren Kopf ergeben sich vielfältige Einsatzmöglichkeiten.
Treiber und Laufzeit
Zur Art des Treibers macht der Hersteller keine genauen Angaben und bezeichnet ihn lediglich als „highly efficient constant current circuit“. Je nach gewählter Farbtemperatur unterscheiden sich Helligkeit und Reichweite, während die Laufzeit gleich bleibt. In der Tabelle sind nacheinander jeweils die Werte für kalte, neutrale und warme Einstellung angegeben.
| Modus | Helligkeit¹ | Laufzeit¹ | Intensität¹ (Reichweite²) | |
|---|---|---|---|---|
| High | 1600 lm 1450 lm 1050 lm | 2:15 h | 5899 cd 5474 cd 3955 cd | (153 m) (147 m) (125 m) |
| Mid | 200 lm 180 lm 150 lm | 2:45 h | 819 cd 699 cd 529 cd | (57 m) (52 m) (46 m) |
| Low | 50 lm 40 lm 32 lm | 13 h | 170 cd 137 cd 112 cd | (26 m) (23 m) (21 m) |
| Ultralow | 1 lm | 250 h | 5 cd 5 cd 4 cd | (4 m) (4 m) (3 m) |
Die Helligkeit wird in fast allen Stufen über nahezu die gesamte Laufzeit konstant gehalten. So lässt sich die Ladung des Akkus bis zum Ende sinnvoll nutzen.
In der höchsten Stufe wird die Leistung nach etwa 20 Sekunden reduziert. Mit leichter Kühlung erreicht der Lampenkopf dabei eine Temperatur von rund 45 °C. Im Anschluss schwingt die Helligkeit für einige Minuten langsam auf und ab – ein Verhalten, das ich in ähnlicher Weise schon bei der EDC23 beobachten konnte. Ob dies eine Form der Temperaturregelung darstellt oder auf eine Reaktion des Reglers auf die Wärme zurückzuführen ist, kann ich nicht sagen.
Im Wärmebild ist deutlich zu erkennen, welche Nachteile der bewegliche Kopf für das Wärmemanagement hat. Durch das Gelenk wird die Wärme kaum vom Kopf an die restliche Lampe übertragen. Einerseits lässt sich die Lampe dadurch angenehmer halten, andererseits sorgen die geringe Masse und Oberfläche des Kopfes dafür, dass sich die Lampe schneller erwärmt.
Wärmebild mit Zoyi ZT-R02
Alle Stufen werden vom Treiber ohne PWM geregelt. Mit dem Oszilloskop lässt sich eine sehr geringe Restwelligkeit mit einer Frequenz von über 100 kHz feststellen, die für das Auge vollkommen unsichtbar bleibt. Bei leerem Akku schaltet sich die Lampe ab, um eine Tiefentladung zu verhindern. Durch den fest verbauten Akku war eine Messung der Stromaufnahme oder der Abschaltspannung nicht möglich.
Fazit
Die Nitecore EDC09 überzeugt nicht durch Spielereien, sondern durch sinnvolle und durchdachte Funktionen. Mit den beiden „MCT UHE“-LEDs lässt sich die Farbtemperatur in drei Stufen von warmen 3000 K bis zu kalten 6500 K einstellen und somit an die jeweilige Situation anpassen. Der stufenlos neigbare Lampenkopf macht die Lampe zusammen mit dem integrierten Magneten und dem Zweiwege-Clip vielseitig einsetzbar.
Gelungen ist auch die intuitive Bedienung über einen Schiebeschalter, mit dem sich die Helligkeit komfortabel einstellen lässt. Ein aufsteckbarer Diffusor verwandelt die Taschenlampe in eine kleine Laterne mit Rundumbeleuchtung.
Alles in allem ist die Nitecore EDC09 nicht nur eine rundum gelungene EDC-Taschenlampe, sondern eignet sich durch den Gelenkkopf auch hervorragend als Arbeitslampe für spontane Einsätze.
Die Lampe wurde mir vom Hersteller kostenfrei zur Verfügung gestellt. Ich habe keine weitere Vergütung erhalten und das Review stellt meine eigene Meinung dar.