7 Oktober 2023 14:58

Dulotec Guardian

Das Tolle am Testen von Taschenlampen ist, dass man immer wieder überrascht wird. Vor einigen Wochen wurde ich gefragt, ob ich die „Dulotec Guardian“ testen möchte. Von Dulotec hatte ich zuvor noch nie gehört. Verständlich, handelt es sich bei Dulotec um eine Marke aus Bulgarien, unter der dort Taschenlampen verkauft werden.

Das Besondere an der Guardian: Es ist die erste Lampe, die von Dulotec selbst entwickelt wurde. Zuvor wurden lediglich Lampen anderer bekannter Hersteller unter dieser Marke vertrieben. Sofort war mein Interesse geweckt und wenige Tage später war die Taschenlampe bei mir.

Lieferumfang und Hardware

Dass bei der Dulotec Guardian auch auf die kleinen Details geachtet wurde, sieht man bereits beim Lieferumfang. Statt einen Billigakku mit eigenem Aufdruck beizulegen, wurde ein namhafter Vapcell F52 gewählt.

  • Vapcell F52, 21700 Li-Ion Akku mit 5200 mAh (4,12 V bei Lieferung)
  • Clip (bereits montiert)
  • Magnetisches Ladekabel
  • Holster
  • Handschlaufe
  • (ausgedruckte Bedienungsanleitung in Englisch)

Auf Ersatz-O-Ringe wurde verzichtet. Bislang musste ich sie noch bei keiner Taschenlampe tauschen, von daher sollte das nicht allzu schlimm sein. Notfalls wird man im Internet oder sogar im Baumarkt passenden Ersatz finden.

Die Bedienungsanleitung war bei mir ein halbseitig bedrucktes A4-Blatt auf Englisch. Ich kann mir vorstellen, dass üblicherweise eine bulgarische Anleitung beiliegt.

Lieferumfang

Nachdem ich die Guardian ausgepackt hatte, fiel mir direkt ihre kompakte Größe auf. Mit 141 mm Länge ist sie angenehm kurz für eine taktische Taschenlampe dieser Art. Der Kopf hat einen Durchmesser von 38,7 mm, das Akkurohr 25,4 mm – also genau 1" und somit kompatibel mit vielen Halterungen. Die Lampe wiegt 125 g, hinzu kommen 71 g für den Akku.

In diesem Review werde ich die Dulotec Guardian hauptsächlich mit der Cyansky K3 v2 und der Klarus XT12GT Pro vergleichen. Alle drei sind taktische Lampen mit Luminus SFT-40 LED und ähnlichem Lichtbild.

Cyansky K3 v2 | Dulotec Guardian | Klarus XT12GT Pro

Das Design lässt sich problemlos als klassisch bezeichnen, denn laut dem Entwickler hat man sich an der „Eagle Eye X6“ von 2014 orientiert. Das Knurling fühlt sich sanft an, verbessert aber definitiv die Griffigkeit. Ansonsten ist die Oberfläche recht glatt und die schwarze Anodisierung leicht glänzend. Letztendlich ist Design Geschmackssache, ich finde es bei der Guardian aber auf jeden Fall passend und ansprechend.

Viele „taktische“ Lampen kommen mit einem gezackten Bezel, den man zum Einschlagen von Scheiben (und Köpfen?) verwenden können soll. Habe ich noch nie gebraucht. Der schlichte Bezel der Guardian ist unauffälliger und alltagstauglicher.

Schlichter Bezel

Der hyperbelförmige Kopf der Lampe ist von vielen Kühlrippen geprägt, die alle sauber entgratet sind (meine Erfahrung hat gezeigt, dass so etwas nicht selbstverständlich ist). Eingelassen in einer Mulde befindet sich ein hintergrundbeleuchteter Taster.

Versenkter Seitentaster

Viele Details findet man an der Endkappe der Lampe. Neben dem Heckschalter gibt es gleich vier Löcher zur Befestigung einer Handschlaufe. Die kleinen Flügel ermöglichen einen Tailstand, der jedoch ziemlich wackelig ist. Etwas weiter vorne gibt es einen „Tactical Ring“, der nicht nur das Handling der Lampe verbessert, sondern auch gegen Wegrollen auf ebenem Untergrund schützt.

Taktischer Ring und Heckschalter

Der Clip macht keinen besonders wertigen Eindruck, erfüllt aber seine Aufgabe und hat eine weite Öffnung. Die Besonderheit ist jedoch, dass er von der Endkappe gesichert ist und sich somit nicht versehentlich von der Lampe lösen kann. So etwas findet man selten!

Gesicherter Clip

Falls man die Lampe lieber am Gürtel tragen möchte, kann das mitgelieferte Holster genutzt werden. Erst wollte ich ihm keine große Beachtung schenken, aber dann sind mir die vielen Details aufgefallen.

Robustes Holster

Zum einen besteht es aus dickem, hartem Schaumstoff, außen mit Nylongewebe, innen glatt. Die seitlichen Gummibänder wurden an den Enden durch zusätzliche Nähte verstärkt. Das umlaufende Schrägband ist an der Schnittstelle verschmolzen, damit man nicht hängen bleibt. Auf der Rückseite gibt es neben einer festen Schlaufe auch eine Schlaufe, die sich öffnen lässt und mit einem Druckknopf und Klett geschlossen wird.

Feste Schlaufe oder doch lieber mit Druckknopf?

Der Akku lässt sich direkt in der Lampe laden. Statt eines USB-Anschlusses findet man gegenüber des Seitentasters einen magnetischen Ladekontakt. Das macht die Lampe weniger anfällig gegenüber Wasser und Schmutz.

Ladekontakt gegenüber des Seitentasters

Zwar leuchtet der magnetische Anschluss am Ladekabel blau, wenn es am Netzteil angeschlossen ist, ansonsten beinhaltet das Kabel aber keine weitere Schaltung. Die beiden Kontakte haben eine direkte Verbindung zum USB-Stecker, außen Masse und innen 5 V. Daher sollte man bei der Nutzung aufpassen, dass sich das Kabel nicht versehentlich an einen leitenden Gegenstand anheftet (was durch den Magneten leicht passiert) und somit das Netzteil kurzschließt!

Ladekabel mit Beleuchtung

Da der mechanische Heckschalter die Verbindung zum Akku trennt, muss er zum Laden eingeschaltet werden. Solange das Ladekabel verbunden ist, schaltet sich die Lampe automatisch ab. Beim Ladevorgang blinkt der Seitentaster grün. Nach Abschluss (oder wenn der Heckschalter nicht eingeschaltet wurde) leuchtet er konstant grün.

Zu erwähnen ist, dass die Kontakte an der Lampe in keinem Zustand eine Spannung aufweisen und somit auch keine Funken erzeugen. Das heißt natürlich noch nicht, dass die Lampe in explosionsgefährdeten Umgebungen genutzt werden darf.

Ladevorgang beim mitgelieferten Akku

Bei einem Blick in die Lampe fällt auf, dass bei der Konstruktion der Endkappe äußerst kostenoptimiert gearbeitet wurde: Statt durch einen eingeschraubten Sicherungsring wird das Innenleben der Endkappe durch einen im Zick-Zack gebogenen Draht gehalten. Dadurch wackelt alles etwas und wird erst durch das festgezogene Akkurohr richtig gehalten.

Das grobe Flachgewinde mit 2¼ Umdrehungen hat eine Tiefe von nur etwa 0,35 mm, was allerdings auszureichen scheint. Es ist anodisiert, sodass ein mechanischer Lockout durch Lockern der Endkappe möglich ist, um die Lampe gegen ungewolltes Einschalten zu sichern.

Ein Draht tut es auch: Kostenoptimierung in der Endkappe

Der Treiber im Kopf der Lampe wird durch einen eingeschraubten Ring gehalten. Interessant ist die Feder: Sie sitzt auf einem Kunststoffisolator, wird durch ein kleines Loch geführt und ist rückseitig verlötet. Der geringe Drahtdurchmesser dürfte sich durch einen höheren Widerstand bemerkbar machen, was die Effizienz und maximale Leistung der Lampe reduziert. Auch sind die Federn auffallend dunkel und nicht magnetisch. Es könnte sich somit um unbeschichtetes Berylliumkupfer (BeCu) oder Phosphorbronze handeln.

Dünne Feder im Kopf

Insgesamt macht die Lampe einen wertigen Eindruck, auch wenn an manchen Stellen ganz klar auf die Kosten geachtet wurde. Die Verarbeitung ist einwandfrei und es wurde vor allem auf auf Details geachtet, auf die es ankommt. Ehrlicherweise gibt der Hersteller an, dass die Taschenlampe lediglich als IP66 eingestuft ist („Schutz gegen starkes Strahlwasser“) und somit nicht unter Wasser getaucht werden sollte. Normale Nutzung bei Regen ist hingegen kein Problem.

Bedienung und Funktion

An der Lampe gibt es zwei Bedienelemente: Der Heckschalter, ein Forward-Clicky mit Silikonkappe, dient zum Ein- und Ausschalten der Lampe. Beim Halten erhält man Momentanlicht in Turbo oder der zuletzt genutzten Helligkeit (je nach Einstellung). Schnelles doppeltes Antippen und Halten aktiviert den Strobe. Drückt man den Schalter ganz durch, bleibt die Lampe in dem jeweiligen Modus eingeschaltet.

Man benötigt recht viel Kraft, um den Taster zu betätigen. Drückt man ihn flach mit dem ganzen Daumen, bekommt man ihn kaum zum Einrasten. Leichter geht es, wenn man ihn nur mittig drückt.

Heckschalter zum Ein- und Ausschalten

Der Taster am Kopf der Lampe funktioniert nur bei eingeschalteter Lampe und wechselt durch die Stufen. Jeweils ein kurzer Druck schaltet durch Turbo, High, Medium und Low. Ein Doppelklick aktiviert den Strobe, ein weiterer Doppelklick SOS und danach Beacon.

Hält man den Taster drei Sekunden lang gedrückt, schaltet sich die Lampe ab, wobei der Taster weiterhin leuchtet. Sie lässt sich wieder einschalten, indem man den Taster erneut drei Sekunden lang drückt oder die Lampe über den Heckschalter kurz aus- und wieder einschaltet.

Seitentaster zur Auswahl des Modus

Drückt man den Seitentaster bei eingeschalteter Lampe schnell zehnmal hintereinander, aktiviert bzw. deaktiviert man den Mode Memory. Damit legt man fest, ob sich die Lampe in der zuletzt genutzten Helligkeit oder immer im Turbo einschaltet.

ZustandAktionFunktion
AusHeckschalter
halb drücken
Momentanlicht
Heckschalter
ganz drücken
Einschalten
Heckschalter antippen
und halb drücken
Momentanlicht (Strobe)
Heckschalter antippen
und ganz drücken
Einschalten (Strobe)
EinHeckschalter ganz drückenAusschalten
Seitentaster kurz drückenHelligkeit ändern (Turbo → High → Medium → Low)
Seitentaster doppelt drückenStrobe
Weiterer Doppelklick führt zu SOS und Beacon
Seitentaster 3 s haltenAusschalten (Seitentaster leuchtet grün)
Erneut 3 s halten zum Einschalten
Seitentaster zehnmal drückenMode Memory ein- und ausschalten

Schön wäre es gewesen, hätte man einen direkten Zugriff auf die niedrigste Stufe. Bei vielen Lampen ist das möglich, indem man beim Einschalten den Seitentaster gedrückt hält. Die Stufen sollten dann allerdings auch aufsteigend angeordnet sein, damit man nach Low nicht sofort im Turbo landet.

Während die Lampe eingeschaltet ist, leuchtet der Seitentaster grün. Dadurch lässt er sich im Dunkeln einfacher finden. Bei geringem Ladestand des Akkus fängt der Taster an grün zu blinken.

Hintergrundbeleuchtung im Seitentaster

Durch ihre kompakte Größe lässt sich die Dulotec Guardian gut greifen und bedienen. Je nach Handgröße lassen sich beide Taster gleichzeitig erreichen, andernfalls muss man zum Wechseln der Helligkeit umgreifen. Der Seitentaster lässt sich durch die Mulde gut erfühlen, allerdings hat man eine 50-prozentige Chance, den Ladeanschluss zu erwischen.

Viele taktische Lampen haben einen „taktischen Ring“ aus Silikon, der sich über das Akkurohr schieben lässt, um den Griff zu verbessern. Bei der Dulotec Guardian ist dieser direkt in die Endkappe integriert. Er ist klein genug um nicht zu stören, aber groß genug um seinen Zweck zu erfüllen. Gleichzeitig hindert er die Lampe am Wegrollen.

Integrierter „Tactical Ring“

Eine Möglichkeit der Verwendung ist der „Cigar Grip“, bei dem die Lampe zwischen zwei Fingern gehalten und mit dem Daumen bedient wird.

Aber auch bei normalem Griff ist der Tactical Ring hilfreich, da er ein Durchrutschen der Lampe verhindert.

Ich verwende gerne diese Variante, bei der die Lampe relativ fest von Zeige- und Mittelfinger umschlossen wird. Der Taster wird durch den Daumenballen betätigt, indem die Faust zusammengedrückt wird. Durch den hohen Widerstand des Heckschalters benötigt man aber recht viel Kraft.

Lichtbild

Helles Licht mit viel Reichweite scheint bei taktischen Lampen besonders gefragt zu sein. Ein flutiges Lichtbild ist zwar schön für den Nahbereich, sorgt jedoch für Blendung durch den Vordergrund, wenn man Reichweite braucht und daher die Helligkeit erhöht.

In der Dulotec Guardian ist eine kaltweiße Luminus SFT-40 verbaut. Ihre kleine Leuchtfläche mit vergleichsweise hoher Leistung und die etwas „abgerundete“ Form machen sie zu einer guten Wahl für einen Thrower. Helligkeit und Effizienz stehen hier im Vordergrund, zum Nachteil einer etwas schlechteren Farbwiedergabe.

Luminus SFT-40

Um die entsprechende Reichweite zu erzielen, sitzt die LED in einem tiefen Reflektor. Schaut man sich das Lichtbild mit dem engen Spot und dem gleichmäßigen Spill an, scheint die Geometrie des Reflektors gelungen zu sein. Allerdings wurde er vor der Beschichtung nicht auf Hochglanz poliert, denn es sind noch leichte ringförmige Spuren vom Drehen zu sehen. Dadurch wird die Reichweite möglicherweise minimal reduziert, eventuelle Unregelmäßigkeiten im Lichtbild aber geglättet. Das Glas ist nicht entspiegelt.

Tiefer Reflektor hinter nicht-entspiegeltem Glas

Im Vergleich zwischen den drei Lampen hat die Dulotec Guardian einen ähnlich kleinen Spot wie die Klarus, allerdings den größten und hellsten Spill von allen Dreien. Zudem wird der Spot von einer weichen Corona umgeben, wodurch sich insgesamt ein ziemlich universelles und ausgeglichenes Lichtbild ergibt.

Dulotec Guardian Cyansky K3 v2 Klarus XT12GT Pro Dulotec Guardian Cyansky K3 v2 Klarus XT12GT Pro

Treiber und Laufzeit

Bereits in der Produktbeschreibung zeigt der Hersteller ein echtes Laufzeitdiagramm anstatt einer schlichten Tabelle mit geschönten Zahlen.

Laufzeitdiagramm des Herstellers
¹ Herstellerangabe      ² Nach ANSI FL1      ³ Messung
ModusHelligkeit¹Laufzeit¹Intensität¹ (Reichweite²)Strom³
Turbo 1800 lm 2 h 1 min 123 000 cd (700 m) 6,25 A
High 720 lm 2 h 41 min 64 000 cd (500 m) 1,95 A
Medium 247 lm 8 h 23 min 28 000 cd (334 m) 0,58 A
Low 25 lm 49 h 56 min 2 800 cd (100 m) 0,08 A
Aus–––

Die Herstellerangaben passen gut zu meinen Messungen. Vermutlich durch die Kühlung läuft der Turbo nicht ganz so lange, dafür mit höherer Helligkeit. Eine Temperaturüberwachung soll verhindern, dass die Lampe heißer als 60 °C wird. In meinem Test lag das Maximum bei 49 °C.

Auf den mittleren Stufen ist eine starke sinusförmige Modulation von 19,5 kHz (Medium) bzw. 25,0 kHz (High) zu messen. Bei dieser hohen Frequenz ist diese aber nicht mit dem Auge sichtbar.

Der Taster fängt an grün zu blinken, wenn der Treiber die Helligkeit wegen zu niedriger Spannung nicht mehr konstant halten kann. Bei Low ist dies beispielsweise bei etwa 3,15 V der Fall. Unterschreitet die Spannung 2,75 V, schaltet die Lampe ab, um den Akku vor Tiefentladung zu schützen.

Fazit

Mit der ersten selbst entwickelten Lampe hat Dulotec vieles richtig gemacht. Vom Lichtbild, über das Handling bis zur Bedienung kann die Guardian im praxisorientierten taktischen Einsatz überzeugen. Auf der einen Seite wurde darauf geachtet, die Kosten überschaubar zu halten, auf der anderen Seite wurde viel Wert auf Details wie den integrierten taktischen Ring oder den magnetischen Ladeanschluss gelegt.

Ob die Kompromisse einen Nachteil bei der Langlebigkeit darstellen, muss man sehen. Echtes IPX8 und die Gewissheit, dass die Lampe auch einen harten Einsatz übersteht, wären für eine taktische Lampe vielleicht nicht verkehrt. Das UI ist gut, ein direkter Zugriff auf die niedrigste Stufe wäre jedoch wünschenswert.

Wer neugierig geworden ist, scheitert eventuell noch an der internationalen Verfügbarkeit der Lampe. Momentan ist sie nur in diesem bulgarischen Shop erhältlich.

Die Lampe wurde mir vom Hersteller kostenfrei zur Verfügung gestellt. Ich habe keine weitere Vergütung erhalten und das Review spiegelt meine eigene Meinung wider.

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