5 Oktober 2025 15:38

Nitecore EX7

Meine Abneigung gegenüber Zoom-Taschenlampen beruht vor allem darauf, dass sie wegen der Mechanik häufig wenig effizient und anfällig gegenüber Wasser sind. Zum Glück gibt es auch Alternativen, das Lichtbild anzupassen – etwa wie bei der neuen Nitecore EX7 mit ihren vier M515S-LEDs.

Bei den verbauten LEDs handelt es sich erneut um eine Eigenentwicklung von Nitecore. Durch den speziellen Aufbau mit fünf eng beieinander liegenden Leuchtflächen, die in zwei Gruppen angesteuert werden können, lässt sich die effektive Leuchtfläche und somit das Lichtbild variabel anpassen.

Lieferumfang und Hardware

Die Lampe wird mit Zubehör in einer schwarz-gelben Retail-Verpackung geliefert:

  • Nitecore „NL2155HP“ 21700 Li-Ion Akku (5500 mAh, geschützt, button-top, bei Lieferung 3,54 V)
  • Clip (montiert)
  • Handschlaufe
  • USB-C Ladekabel
  • Ersatz-O-Ring
  • Schnellstartanleitung, Bedienungsanleitung (EN, DE, FR, RU, JA, IT, UK, PL, EL, CN), Sicherheitshinweise

Neben der ausführlichen Bedienungsanleitung in zehn Sprachen gibt es auch eine Schnellstartanleitung, in der die wichtigsten Informationen zur Bedienung übersichtlich in Form von Piktogrammen zusammengefasst sind. Ein separates Sicherheitsdatenblatt klärt über mögliche Gefahren bei der Nutzung der Lampe auf. Dort findet sich auch der Hinweis, dass die Lampe nur für den Gebrauch durch erwachsene Personen ab 18 Jahren bestimmt ist.

Mit einer Länge von 130 mm und einem Gewicht von rund 200 g eignet sich die EX7 zwar weniger als EDC-Lampe für die Hosentasche, passt jedoch gut in eine Jackentasche.

Größe & Gewicht
Länge: 130,0 mm
Durchmesser (Kopf): 35,0 mm
Durchmesser (Akkurohr):28,0 mm
Durchmesser (Tailcap): 28,0 mm
Gewicht (ohne Akku): 134 g
Gewicht (21700 Akku): 74 g
Gewicht (gesamt): 208 g
Armytek Prime C2 Pro Max | Nitecore EX7 | Wurkkos TS26S

Das schlichte Design mit rautenförmigem Knurling am Akkurohr verleiht der Lampe ein zeitloses, klassisches Erscheinungsbild. Die Seiten des Akkurohrs sind abgeflacht und mit der Hersteller- und Modellbezeichnung versehen.

Ein schwarzer Edelstahlbezel schützt das Glas bei Stößen. Er verfügt über kleine Einkerbungen, sodass sich auch bei abgestellter Lampe erkennen lässt, ob sie eingeschaltet ist.

An der Tailcap sind diverse Hinweissymbole zu finden, die das Gesamtbild etwas stören, aber vermutlich notwendig sind.

Über einen werksseitig montierten Zweiwege-Clip lässt sich die EX7 beispielsweise an einem Gurt oder einer Weste befestigen. Keine der beiden Ausrichtungen ermöglicht ein wirklich tiefes Tragen in einer Tasche. In einem Holster wäre die Lampe meiner Meinung nach besser aufgehoben.

Der Clip wird von zwei kleinen T6-Schrauben gehalten. Um die Schrauben zu entlasten, greift eine Nase am Clip in eine entsprechende Vertiefung der Lampe. Diese Form der Befestigung gefällt mir deutlich besser, als wäre der Clip nur aufgesteckt. Er hält zuverlässiger und verrutsch nicht, lässt sich aber dennoch einfach abnehmen.

In der Tailcap befindet sich ein Loch zur Befestigung einer Handschlaufe. Durch das Design der Öse gibt es keine Spitze, die sich unangenehm in die Hand drücken kann. Die Ränder sind ordentlich entgratet, trotzdem empfehle ich die Verwendung eines kleinen Schlüsselrings, um das Material der Handschlaufe zu schonen.

Außerdem ist ein Magnet in der Tailcap integriert, mit dem sich die Lampe an magnetischen Oberflächen befestigen lässt. Er ist verklebt und lässt sich somit nicht entfernen. Seien Kraft reicht aus, um die Lampe auch in horizontaler Lage zu halten, sofern es keine allzu starken Erschütterungen gibt.

Ein USB-C-Anschluss am Kopf ermöglicht das Aufladen des Akkus direkt in der Taschenlampe. Eine Silikonabdeckung schützt ihn vor Wasser und Schmutz. Schade, dass keine Zwei-Komponenten-Abdeckung mit fester Außenseite aus Kunststoff zum Einsatz kommt, wie sie oft in der EDC-Serie zu finden ist.

Die Abdeckung sitzt fest und ein unbeabsichtigtes Öffnen ist eher nicht zu erwarten. Es gibt ausreichend Platz für den USB-Stecker.

Ein vollständiger Ladevorgang dauert rund drei Stunden. Der Fortschritt lässt sich jederzeit an den vier grünen Status-LEDs neben dem Taster erkennen. Währenddessen kann die Lampe in den normalen Helligkeitsstufen genutzt werden – lediglich „Lumin Shield“ und „Search“ stehen nicht zur Verfügung.

Sowohl im Kopf als auch in der Tailcap stellt eine Feder den Kontakt zum Akku her. Es können handelsübliche 21700-Akkus verwendet werden, sowohl Flat- als auch Button-Top-Varianten. Ein Spezialakku ist nicht erforderlich. Jedoch sollte der Akku für eine Entladung mit bis zu 20 A ausgelegt sein. Der mitgelieferte Akku verfügt über eine integrierte Schutzschaltung.

Laut Spezifikation ist die EX7 wassergeschützt nach IP68, was „Schutz gegen dauerndes Untertauchen“ (zwei Meter Tiefe) bedeutet. Sie soll zudem Stürze aus bis zu zwei Meter Höhe überstehen. Die Verarbeitungsqualität ist exzellent.

Bedienung und Funktion

Der Taster am Kopf der Lampe hat einen Durchmesser von knapp 14 mm und besteht aus Metall. Er hat einen kurzen Schaltweg und reagiert mit einem dezenten Klicken.

Die Bedienung ist ungewohnt und für mich selbst nach längerer Zeit der Nutzung noch frustrierend. Klar gibt es verschiedene Vorlieben, doch hierfür fällt mir keine Rechtfertigung ein.

ZustandAktionFunktion
Aus1 KlickLow
2 KlicksLumin Shield / Search
3 KlicksStrobe
HaltenUltralow
Halten (4 s)Sperren
Ein1 Klick (< 3 s ein)Helligkeit ändern (Low → Mid → High → Turbo → Aus)
1 Klick (> 3 s ein)Ausschalten
2 KlicksLumin Shield / Search
3 KlicksStrobe
HaltenKanal ändern (Spot → Mix → Flood)
Lumin Shield
Search
1 KlickAusschalten
2 KlicksVorherige Helligkeit oder Low
3 KlicksStrobe
HaltenZwischen Lumin Shield und Search umschalten
GesperrtKlick + 3 s HaltenEntsperren und in Ultralow einschalten

Das Problem: Die Lampe lässt sich nicht kurzzeitig einschalten. Entweder muss nach dem Einschalten drei Sekunden gewartet werden oder man ist gezwungen, durch alle Helligkeitsstufen zu schalten. Ebenfalls lässt sich die Helligkeit nicht ändern, nachdem die Lampe länger als drei Sekunden eingeschaltet war. Bei jeder Betätigung der Taste wird der drei Sekunden lange Timer neu gestartet. Dies ermöglicht einen kleinen Trick: Drückt man den Taster für eine halbe Sekunde, wird der Timer zurückgesetzt, sodass sich die Helligkeit wieder ändern lässt.

Außerdem passiert es leicht, dass man beim Erhöhen der Helligkeit zu schnell hintereinander drückt und dadurch den Lumin Shield, Search oder gar Strobe-Modus aktiviert. Ein Mode-Memory ist nicht vorhanden – die Lampe startet immer auf Low. Immerhin gibt es einen Direktzugriff auf den Ultralow-Modus.

Für die Tastensperre muss der Taster lange Zeit gedrückt gehalten werden. Das könnte dazu führen, dass die Lampe aus Bequemlichkeit nicht gesperrt wird und sich somit versehentlich in der Tasche einschaltet. Ein Lockern der Tailcap ist in diesem Fall die schnellere und bequemere Möglichkeit.

Der Strobe arbeitet mit einer variablen Frequenz von etwa 15 bis 20 Hz, was die desorientierende Wirkung verstärken soll. Für meinen Geschmack ist die Frequenz jedoch etwas zu hoch und sollte besser bereits bei etwa 7 Hz starten.

Vier grüne LEDs rechts neben dem Taster zeigen nach dem Einschalten drei Sekunden lang den Ladestand an. Bei niedriger Akkuspannung blinkt die unterste LED rot (zumindest manchmal). Auf der linken Seite befinden sich vier blaue LEDs, welche die aktuelle Helligkeitsstufe (Low, Mid, High, Turbo) anzeigen. Die Status-LEDs werden mittels Multiplexing angesteuert, sodass insbesondere beim Bewegen der Lampe ein Flackern zu beobachten ist.

Die EX7 liegt gut in der Hand und der große Taster lässt sich auch mit Handschuhen gut bedienen. Mithilfe des Clips ist der Taster leicht zu finden. Andernfalls lässt er sich leicht mit dem Ladeanschluss verwechseln.

Lichtbild

Bei den LEDs handelt sich um eine Eigenentwicklung von Nitecore mit dem Namen „M515S“. Somit sind sie bei keinem anderen Hersteller zu finden. Die Besonderheit: Sie bestehen aus fünf eng beieinander liegenden Leuchtflächen, die in zwei Gruppen getrennt voneinander angesteuert werden können. Dadurch lässt sich die effektive Leuchtfläche und somit das Lichtbild variabel anpassen.

In der EX7 sind vier M515S-LEDs in einem leicht texturierten Quad-Reflektor verbaut, der von einem Glas mit magentafarbener Antireflexbeschichtung geschützt wird. In der Vergangenheit haben sich bei diesem Setup zwei Kanäle mit unterschiedlich großen LEDs bewährt. Eine LED mit anpassbarer Leuchtfläche hätte ich eher in einem Einzelreflektor erwartet. Beispiele dafür sind die Nitecore EDC33 und EDC35, in denen die UHi 20 MAX beziehungsweise UHi 40 MAX bereits erfolgreich zum Einsatz kamen.

Das Licht hat eine Farbtemperatur von rund 5500 K mit einer recht neutralen Färbung. Zwischen Spot und Spill ist ein leichter Farbunterschied erkennbar, der aber nicht weiter stört. Es gibt drei Einstellungen: Spot, Mix und Flood. Der Unterschied ist das Verhältnis zwischen Spot und Spill.

In der Praxis funktioniert der Mechanismus durchaus gut, allerdings sollte man keine Wunder erwarten. Der Unterschied zwischen den Modi fällt geringer aus, als zunächst gedacht. In der Reichweite lässt sich eine deutliche Veränderung erkennen, aber in allen Einstellungen sind sowohl Spot als auch Spill wahrnehmbar. Ein etwas stärker ausgeprägter Effekt – idealerweise mit stufenloser Einstellung – wäre wünschenswert gewesen.

Am eindrucksvollsten sind die Modi „Search“ und „Lumin Shield“. Search entspricht dabei der Maximalleistung im Spot-Modus und erreicht laut Hersteller eine Reichweite von bis zu 500 Metern. Im Lumin Shield wird die Lampe auf maximaler Gesamtleistung betrieben und erzeugt mit bis zu 6000 Lumen einen hellen und breiten Lichtteppich.

Search Lumin Shield

Treiber und Laufzeit

Nitecore beschreibt den Treiber als „highly efficient constant current circuit”, ohne genauer ins Detail zu gehen. Basierend auf meinen Beobachtungen gehe ich davon aus, dass es sich um einen Buck-Treiber handelt. Die vom Hersteller angegebenen Helligkeiten und Laufzeiten beziehen sich auf die maximale Leistung zu Beginn und berücksichtigen ausdrücklich keine Temperaturregelung, sodass sich in der Praxis abweichende Werte ergeben können.

¹ Herstellerangabe      ² Nach ANSI FL1      ³ Messung
ModusHelligkeit¹Laufzeit¹Intensität¹ (Reichweite²)Strom³
Lumin Shield 6000 lm 2 h 40300 cd (400 m) 19,80 A
Search 3000 lm 2:15 h 63470 cd (500 m) 13,20 A
Spot » Turbo 1500 lm 2:30 h 30746 cd (350 m) 4,20 A
Spot » High 600 lm 5:30 h 13288 cd (230 m) 1,30 A
Spot » Mid 180 lm 15 h 4570 cd (130 m) 0,41 A
Spot » Low 30 lm 80 h 636 cd (50 m) 0,07 A
Mix » Turbo 1500 lm 2:30 h 20270 cd (280 m) 3,90 A
Mix » High 600 lm 5:30 h 7580 cd (170 m) 1,30 A
Mix » Mid 180 lm 15 h 2510 cd (100 m) 0,39 A
Mix » Low 30 lm 80 h 370 cd (38 m) 0,07 A
Flood » Turbo 1500 lm 2:30 h 10200 cd (200 m) 3,70 A
Flood » High 600 lm 5:30 h 3240 cd (115 m) 1,30 A
Flood » Mid 180 lm 15 h 950 cd (60 m) 0,40 A
Flood » Low 30 lm 80 h 130 cd (22 m) 0,07 A
Ultralow 1 lm 570 h 6 cd (5 m) < 0,01 A
Aus 67 µA

Die im Lumin Shield erreichten 20 A sind beachtlich, ebenso über 13 A in Search. Ein leistungsstarker Akku ist für diese Lampe definitiv empfehlenswert. Die übrigen Modi benötigen deutlich weniger Strom, was sich auch in der Laufzeit zeigt. Nach einer längeren Phase mit nahezu konstanter Helligkeit beginnt ein kontinuierlicher Abfall der Helligkeit. Bei Abbruch der Tests lag die Akkuspannung jeweils über 2,9 V, sodass die Lampe noch für lange Zeit auf dieser Hellgkeit geleuchtet hätte. Die Unterschiede zwischen Spot und Flood sind gering und dürften in der Praxis weitgehend zu vernachlässigen sein.

In Lumin Shield und Search greift nach kurzer Zeit die Temperaturregelung ein und reduziert die Helligkeit automatisch. Dabei erreicht die Lampe Temperaturen von bis zu 55 °C. Eine erneute Aktivierung dieser Modi ist erst möglich, nachdem sich die Lampe ausreichend abgekühlt hat. Der Begriff „kurz“ ist in diesem Fall jedoch relativ: Beide Modi laufen zu Beginn fast eine Minute auf voller Leistung, was durchaus beachtlich ist.

Im Turbo stabilisiert sich die Temperatur mit leichter Kühlung und konstanter Helligkeit bei rund 47 °C. Ohne Kühlung steigt die Temperatur weiter bis auf 55 °C und die Leistung wird reduziert.

Alle Stufen werden vom Treiber ohne PWM geregelt. Mit dem Oszilloskop lässt sich je nach Modus eine gewisse Restwelligkeit feststellen, die für das Auge allerdings vollkommen unsichtbar bleibt. Einzig im Strobe ist eine sehr schnelle Pulsweitenmodulation mit einer Frequenz von rund 24 kHz messbar.

Die EX7 verfügt über einen Schutz gegen Tiefentladung – zumindest manchmal. Wenn alles funktioniert, fängt die Akkuanzeige bei niedriger Spannung an, alle 30 Sekunden rot zu blinken. Die Lampe schaltet sich dann bei Erreichen von etwa 2,85 V ab.

Jedoch funktioniert dieser Schutz nicht immer zuverlässig, wobei ich keinen Auslöser eindeutig erkennen konnte. In solchen Fällen leuchtet die Status-LED auch unterhalb von 2,5 V noch grün und die Lampe schaltet sich niemals ab. Nitecore hat mir die Lampe ersetzt, aber auch das zweite Exemplar zeigte ein identisches Verhalten.

Fazit

Reichlich Licht mit bis zu 6000 lm und einem anpassbarem Lichtbild mit einer Reichweite von bis zu 500 m – die Nitecore EX7 hat einiges zu bieten! Die vier M515S-LEDs, eine Eigenentwicklung von Nitecore, bestehen jeweils aus fünf eng beieinander liegenden Leuchtflächen, die in zwei Gruppen getrennt voneinander angesteuert werden können. Dadurch lässt sich die effektive Leuchtfläche und somit der Lichtstrahl variabel anpassen. Zudem wird die Lampe mit einem handelsüblichen 21700-Akku betrieben und verfügt über einen USB-C Ladeanschluss.

Freude wird man an dieser Lampe allerdings nur dann haben, wenn man mit ihrer Bedienung zurecht kommt. Aus meiner Sicht ist diese verwirrend und wenig praxistauglich: In den ersten drei Sekunden nach dem Einschalten lässt sich die Lampe nicht ausschalten, anschließend kann die Helligkeit nicht mehr verändert werden. Ein Mode-Memory fehlt komplett und beim Versuch, die Helligkeit anzupassen, aktiviert man leicht den Turbo oder gar den Strobe.

Mit einer besseren Bedienung hätte ich eine klare Empfehlung für die Nitecore EX7 ausgesprochen, da sie viel Leistung in einer kompakten Bauform und ein anpassbares Lichtbild bietet. Doch vor dem Kauf sollte man sich unbedingt mit der Bedienung auseinandersetzen und für sich selbst entscheiden, ob man damit glücklich wird.

Die Lampe wurde mir vom Hersteller kostenfrei zur Verfügung gestellt. Ich habe keine weitere Vergütung erhalten und das Review stellt meine eigene Meinung dar.

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