XTAR VX2 Pro
Als ich vor rund einem Jahr das XTAR VX4 vorgestellt hatte, war mir noch nicht bewusst, wie gerne ich es nutzen und an Freunde oder Bekannte empfehlen würde. Doch nicht jeder benötigt gleich ein Ladegerät mit vier Ladeschächten. Mit dem XTAR VX2 Pro gibt es nun eine kleinere Version des VX4 mit zwei Schächten, inklusive einiger Verbesserungen.

Gleich vorweg die wohl bedeutendste Verbesserung: Der Ladestrom und das Programm lassen sich nun für jeden Schacht individuell einstellen. Zudem gibt es einen Storage-Modus, der auch 1,5 V Li-Ion-Akkus unterstützt. Vieles ist aber auch gleich geblieben, inklusive des praktischen USB-C Anschlusses.
Übersicht
Das XTAR VX2 Pro gibt es entweder einzeln oder im Set mit einem 20 W USB-C Netzteil (5 V 3 A / 9 V 2,22 A / 12 V 1,67 A). Die ausführliche Anleitung umfasst elf Sprachen (CN, EN, RU, DE, FR, ES, IT, TR, JA, EL, PL) und ist leicht verständlich. Im Lieferumfang befindet sich zudem ein Beutel für die Aufbewahrung.

Im direkten Vergleich mit dem VX4 fällt der Größenunterschied deutlich auf: Mit 166 × 88 × 41 mm ist das VX2 Pro rund vier Zentimeter schmaler und minimal kürzer. Es wiegt 205 g und ist damit um ein Drittel leichter. Auch eine zuvor kaum genutzte und in der neuen Version überflüssige Taste wurde eingespart.

Von der Rückseite sind die beiden Geräte praktisch identisch. Im oberen Bereich befinden sich großflächig Lüftungsschlitze, um eine ausreichende Kühlung zu ermöglichen. Weiter unten lassen sich technische Informationen finden, wie beispielsweise eine exemplarische Auflistung unterstützter Akkugrößen. Natürlich lassen sich auch andere Größen laden, sofern sie in das Gerät passen.
Die vier Füße sind Teil des Gehäuses, bestehen somit aus Kunststoff. Das führt dazu, dass das Ladegerät auf dem Tisch leicht verrutscht und beim Einlegen von Akkus in der Regel festgehalten werden muss. Gummifüße wären sinnvoll gewesen.

Von der Seite betrachtet sehen beide Geräte praktisch gleich aus. Auch hier gibt es beidseitig Lüftungsschlitze.

Am oberen Ende befindet sich ein USB-C Anschluss für die Stromversorgung. Zwar lässt sich das VX2 Pro auch mit einem herkömmlichen 5 V USB-Netzteil betreiben, für die volle Ladegeschwindigkeit ist jedoch ein Netzteil mit Power Delivery (PD) oder Quick Charge (QC) erforderlich. Moderne Smartphone-Netzteile sollten in der Regel kompatibel sein, was das VX2 Pro zu einem guten Begleiter auf Reisen macht.

Die Ladeschächte haben eine Länge von 29 bis 80 mm und unterstützen somit eine Vielzahl von Akkugrößen. Auch geschützte 21700-Akkus mit integriertem USB-Ladeanschluss passen problemlos hinein. Mit rund 34 mm ist die Breite der Schächte großzügig bemessen.

Folgende Akkutypen können mit dem VX2 Pro geladen werden:
- Li-Ion
- LiFePO₄
- NiMH
- 1.5 V Li-Ion
Lobenswert sind die Akkukontakte: Auf beiden Seiten befinden sich kleine Nippel, die auch bei unterschiedlichen Akkugrößen einen zuverlässigen Kontakt ermöglichen. Einzig bei Flat-Top-Akkus mit weit hervorstehendem Schrumpfschlauch kann es am Pluspol eventuell zu Kontaktschwierigkeiten kommen. Auch bei dünnen Akkus (z.B. AAA) empfiehlt es sich genauer hinzuschauen, da sie am Minuspol möglicherweise etwas angehoben werden müssen.


Die Schlitten laufen geschmeidig und ohne zu verklemmen. So lassen sich die Akkus auch problemlos einhändig einlegen, ohne dass der Schlitten zuvor händisch zurückgezogen werden muss.

Das Gerät ist sauber verarbeitet und das verwindungssteife Gehäuse macht einen robusten Eindruck.
Bedienung
Im Vergleich zum VX4 hat sich das Display leicht verändert: Es zeigt nun immer nur die Werte eines einzelnen Schachts an, dafür aber mit mehr Details. Ein kurzer Druck der MODE-Taste wechselt zwischen den beiden Schächten. Folgende Informationen lassen sich dem Display entnehmen:
- aktuelle Spannung
- aktueller Strom
- eingestellter bzw. automatisch gewählter Ladestrom
- Innenwiderstand des Akkus
- mAh und mWh (gleichzeitig!)
- gewähltes Programm (Charge, Discharge, Refresh, Grade, Store)
- Akkutyp
- Ladefortschrittsbalken
Auf den ersten Blick wirkt das alles vielleicht etwas viel, man findet sich aber schnell zurecht. Der Vorteil ist, dass jederzeit alle Informationen angezeigt werden und ein Wechsel zwischen verschiedenen Ansichten entfällt.
Dank der hohen Helligkeit und dem guten Kontrast der weißen Schrift auf blauem Hintergrund lässt sich das Display selbst bei Sonne problemlos ablesen. Nach einer Minute wird die Helligkeit automatisch reduziert.

Unter dem Display befinden sich die beiden Tasten, mit denen das Ladegerät bedient wird. Je nach Lichtverhältnissen ist die Beschriftung jedoch nur schwer oder gar nicht zu erkennen. Beim Drücken erzeugen sie ein deutlich hör- und spürbares Knacken.
Zwei Tasten, viele Funktionen – aber trotzdem eine einfache Bedienung. In den meisten Fällen reicht es aus, das Ladegerät per USB-Kabel mit einem Netzteil zu verbinden und die Akkus einzulegen. Die Einstellungen werden vom Ladegerät größtenteils automatisch vorgenommen. Jedoch können spezielle Funktionen oder der gewünschte Ladestrom auch manuell gewählt werden.
Taste | Kurzer Druck | Langer Druck |
---|---|---|
C/V | Ladestrom manuell wählen | Zwischen Standard- und LiFePO₄-Lademodus umschalten |
MODE | Ladeschacht auswählen | Funktion auswählen (Charge, Discharge, Refresh, Grade, Store) |
Die größte Neuerung besteht darin, dass sich die Einstellungen für jeden Schacht separat vornehmen lassen. Dadurch können nicht nur zwei völlig unterschiedliche Akkus mit individuell gewählten Parametern geladen werden – es lassen sich sogar verschiedene Funktionen, wie etwa Laden und Entladen, gleichzeitig nutzen.
Die gewählte Funktion sowie der LiFePO₄-Lademodus bleiben bei einer Unterbrechung der Stromversorgung erhalten. Das kann sowohl Vorteile als auch Nachteile mit sich bringen: Einerseits braucht man nicht jedes Mal alle Einstellungen erneut vornehmen, andererseits kann man leicht vergessen, die „Charge“-Funktion zu wählen.
Laden (Charge)
Li-Ion Akkus können im VX2 Pro mit 250, 500, 1000, 2000 oder 3000 mA geladen werden. Standardmäßig wird der Ladestrom – basierend auf dem gemessenen Innenwiderstand der Akkus – automatisch ausgewählt. Auf Wunsch lässt er sich aber auch manuell festlegen. Bei früheren Modellen von XTAR konnte der Strom lediglich begrenzt, aber nie höher als der automatisch gewählte Wert eingestellt werden. Da die Messung des Innenwiderstands bei schlechtem Kontakt unzuverlässig sein kann, ließen sich manche Akkus somit nur mit geringem Strom laden. In dieser Hinsicht stellt das neue Modell eine deutliche Verbesserung dar.
Der volle Ladestrom von 3 A steht nur zur Verfügung, wenn ein einzelner Akku geladen wird und das Netzteil ausreichend Leistung liefert. Zwei Akkus können mit jeweils 2 A gleichzeitig geladen werden.
Beim CC/CV-Ladeverfahren für Li-Ion-Akkus sind vor allem zwei Faktoren entscheidend: Die Ladespannung darf 4,20 V nicht deutlich überschreiten und der Ladevorgang muss bei ausreichend niedrigem Strom beendet werden. Beides wird vom VX2 Pro zuverlässig eingehalten. Zwar zeigt der Ladestrom leichte Schwankungen, diese sind in der Praxis jedoch unkritisch.
Im LiFePO₄-Modus wird die Ladeschlussspannung entsprechend reduziert (3,60 V laut Bedienungsanleitung). Ansonsten ist das Ladeverfahren identisch.

Anders als Li-Ion-Akkus werden NiMH-Akkus im VX2 Pro mit einem fest eingestellten Ladestrom von 500 mA geladen. Je nach Kapazität der Zelle kann dieser Strom entweder zu hoch oder deutlich zu niedrig als technisch möglich sein, was die Ladezeit entsprechend beeinflusst.
Beim Laden von NiMH-Akkus wird der Ladestrom regelmäßig kurz unterbrochen, um die Leerlaufspannung der Zellen zu messen. Im VX2 Pro geschieht dies alle zwei Sekunden. Die daraus resultierenden Schwankungen im Diagramm sind völlig normal und Teil des üblichen Ladeverfahrens.
In den ersten Minuten erfolgt das Laden mit einem reduzierten Strom von etwa 150 mA. In dieser Phase prüft das Gerät, ob es sich tatsächlich um einen NiMH-Akku handelt und ob dieser noch nicht voll geladen ist. Anschließend wird der Ladestrom auf 500 mA erhöht.
Idealerweise wird das -dV/dt Verfahren für die Terminierung verwendet, das allerdings nicht bei allen Akkus zuverlässig funktioniert und zudem einen ausreichend hohen Ladestrom voraussetzt. In meinen Tests hat das VX2 Pro gut abgeschnitten und nur minimal zu früh terminiert. Im Anschluss findet für zwei Stunden ein Erhaltungsladen statt.

Ein weiterer Akkutyp, der häufig einfach als 1,5 V Li-Ion-Akku bezeichnet wird, verfügt über einen integrierten Spannungsregler, der eine konstante Ausgangsspannung von 1,5 V liefert. In der Regel ist zudem ein Laderegler eingebaut, sodass zum Laden lediglich eine Spannung von etwa 5 V an den Akku-Kontakten anliegen muss. Das VX2 Pro unterstützt auch diesen Akkutyp und stellt dafür bis zu 500 mA Ladestrom bereit.
Entladen (Discharge)
Alle Akkutypen lassen sich mit dem VX2 Pro auch entladen. Der Entladestrom ist dabei fest auf 300 mA voreingestellt. Dadurch sollte für den Entladevorgang ausreichend Zeit eingeplant werden, denn insbesondere bei Akkus mit hoher Kapazität kann der Vorgang mehrere Stunden in Anspruch nehmen.
Bei Li-Ion Akkus endet der Entladevorgang, wenn die Spannung 2,75 V erreicht. Bei NiMH-Akkus ist er bei Erreichen von ungefähr 1 V abgeschlossen. 1,5 V Li-Ion Akkus werden entladen, bis die integrierte Schutzschaltung auslöst.
Auffrischen (Refresh)
Mit dieser Funktion führt das Gerät bis zu vier Lade- und Entlade-Zyklen durch, um Akkus zu regenerieren und die Kapazität wiederherzustellen. Die genaue Anzahl der Zyklen richtet sich dabei nach dem Zustand der Akkus. Dieser Modus steht ausschließlich für NiMH-Akkus zur Verfügung. Andere Akkutypen werden lediglich voll geladen.
Kapazitätsmessung (Grading)
Bei der Kapazitätsmessung werden die Akkus zunächst vollständig geladen und anschließend entladen, während die Kapazität gemessen wird. Danach erfolgt ein erneuter Ladevorgang, damit die Akkus wieder einsatzbereit sind. Zum Schluss wird die gemessene Kapazität als mAh und mWh auf dem Display angezeigt.
Zwischen dem Entlade- und dem anschließenden Ladevorgang liegt eine fünfminütige Pause, in der sich die Akkuspannung erholen kann.
Aufgrund des niedrigen Entladestroms dauerte ein vollständiger Durchlauf in meinem Test über 15 Stunden. Bei großen 21700-Akkus mit hoher Kapazität kann dieser Vorgang durchaus doppelt so lange dauern.


Lagerung (Store)
Für eine möglichst lange Lebensdauer sollten Li-Ion-Akkus etwa halb voll an einem kühlen Ort gelagert werden. Der Storage-Mode des VX2 Pro bringt die Akkus auf die richtige Spannung, indem sie entweder geladen oder entladen werden.

Da NiMH-Akkus am besten vollständig geladen gelagert werden, habe ich mir das Verhalten des Storage-Mode bei diesem Akkutyp nicht genauer angeschaut.
Bei 1,5 V Li-Ion Akkus besteht die Herausforderung darin, dass die tatsächliche Zellenspannung durch den integrierten Spannungsregler von außen nicht messbar ist. Das VX2 Pro löst dieses Problem auf recht kreative Weise: Zunächst wird der Akku kurz geladen, anschließend vollständig entladen, wobei die Kapazität bestimmt wird. Danach erfolgt eine vollständige Ladung, gefolgt von einer teilweisen Entladung. Leider ein recht langwieriger Prozess.

Innenwiderstand (IR)
Als weitere Funktion bietet das VX2 Pro die Möglichkeit, den Innenwiderstand der Akkus zu messen. Dies dient nicht nur der automatischen Wahl des Ladestroms, sondern ermöglicht auch eine Einschätzung des Gesundheitszustands des Akkus.
Nach dem Einlegen eines Akkus wird dieser mit sechs kurzen Impulsen entladen. Aus dem resultierenden Spannungsabfall berechnet das Gerät den Innenwiderstand. Dieses Verfahren liefert jedoch nur Näherungswerte, da bereits der Kontaktwiderstand zu deutlichen Abweichungen führen kann. Für aussagekräftigere Ergebnisse wäre eine aufwendigere Vierleitermessung erforderlich.

Fazit
Das XTAR VX2 Pro ist ein rundum gelungenes Kombiladegerät für Li-Ion, NiMH, LiFePO₄ und 1,5 V Li-Ion Akkus. Als kompakte Variante des VX4 benötigt es mit zwei Ladeschächten nur wenig Platz und eignet sich dank USB-C Anschluss auch hervorragend für unterwegs.
Im Vergleich zum VX4 wurden einige Verbesserungen umgesetzt: So lassen sich nun sowohl der Ladestrom als auch das Programm für jeden Schacht individuell einstellen. Darüber hinaus bietet das Gerät Funktionen zum Entladen, zur Kapazitätsmessung sowie einen Lager-Modus. Der Ladestrom lässt sich manuell in fünf Stufen von 250 mA bis 3000 mA einstellen. Eine automatische Wahl ist ebenfalls vorhanden. NiMH-Akkus werden unabhängig der Einstellung stets mit 500 mA geladen.
Die größte Einschränkung sehe ich in der Begrenzung des Entladestroms auf 300 mA, was jedoch angesichts der passiven Kühlung und der kompakten Bauweise des Geräts durchaus nachvollziehbar ist.
Das Gerät wurde mir vom Hersteller kostenfrei zur Verfügung gestellt. Ich habe keine weitere Vergütung erhalten und das Review stellt meine eigene Meinung dar.