25 Juni 2025 19:31

Zoyi ZT-703S

Wer sich mit Elektronik beschäftigt, kommt um Messgeräte nicht herum – sie sind unerlässlich, um einen Einblick in die Funktionsweise (oder Nichtfunktionsweise) einer Schaltung zu erhalten. Das wichtigste Werkzeug ist dabei meist das Multimeter: Es ermöglicht die Messung von Spannung, Strom, Widerstand und Kapazität. Früher oder später stößt man jedoch auf Signale, die sich so schnell ändern, dass ein einfaches Multimeter nicht mehr ausreicht. In solchen Fällen ist ein Oszilloskop gefragt.

Gute Oszilloskope sind teuer – selbst einfache Einstiegsmodelle beginnen bei rund 400 €. In vielen Fällen genügt jedoch bereits ein einfaches Gerät. Das hier vorgestellte Zoyi ZT-703S ist ein preiswertes, tragbares Oszilloskop, das sich ideal für Einsteiger oder als mobiles Werkzeug für einen schnellen Blick in eine Schaltung eignet.

Übersicht

Das Oszilloskop wird in einem großen Karton mit allem nötigen Zubehör geliefert, sodass man sofort loslegen kann:

  • Tastkopf 60 MHz 10x/1x mit Zubehör
  • Messleitungen
  • USB-C Ladekabel
  • Bedienungsanleitung
  • Tasche

Die Anleitung mit vielen Bildern und Erklärungen verschafft einen guten Überblick über die Funktionen, vieles lässt sich jedoch auch durch Ausprobieren selbst herausfinden. Die Tasche ist von einfacher Qualität, erfüllt aber ihren Zweck. Mit allem Zubehör wird es in ihr aber schon etwas eng.

Beim ZT-703S handelt es sich um ein Handgerät, wie man es auch von digitalen Multimetern kennt. Das Gehäuse besteht aus zwei Komponenten: einem festen Kunststoff (ABS) in schwarz, der im Overmoulding-Verfahren mit einem weicheren, roten Kunststoff (TPE) ummantelt wurde. Die Verarbeitung wirkt insgesamt sehr solide. Lediglich das Display zeigt sich recht anfällig für Kratzer.

Mit Abmessungen von 177 × 89 × 40 mm ist das ZT-703S überraschend kompakt für seinen Funktionsumfang und lässt sich in etwa mit größeren Multimetern vergleichen. Es wiegt 391 g, wodurch es bestens für den mobilen Einsatz geeignet ist.

Auf der Rückseite des Oszilloskops befindet sich ein Klappfuß, mit dem sich das Gerät in einem Winkel von ungefähr 45° aufstellen lässt. Das 320 × 240 Pixel große Display mit einer Diagonale von etwa 3,2″ (81 mm) lässt sich aus jeder Richtung gut ablesen.

Hinter einer Abdeckung auf der rechten Seite verbirgt sich unter anderem ein USB-C Anschluss. Über diesen wird nicht nur der eingebaute Akku geladen, sondern es lassen sich auch Firmware-Updates durchführen und Screenshots herunterladen.

Apropos Akku: Verbaut ist ein handelsüblicher 18650 Li-Ion-Akku mit 3400 mAh Kapazität, der in einem normalen Akkuhalter sitzt. Dadurch lässt er sich (nach Aufschrauben des Gehäuses) problemlos austauschen.

Bei der Bedienung gibt es nur wenige fest zugewiesene Tasten. Die meisten Funktionen werden über Softkeys auf dem Display (F1 bis F4) sowie über Menüs mithilfe der Navigationstasten gesteuert. Die Power-Taste hat eine rote Hintergrundbeleuchtung, die allerdings ausschließlich der Anzeige des Ladefortschritts dient.

Oszilloskop

Hauptmerkmal des ZT-703S ist die Oszilloskopfunktion mit einer Bandbreite von 50 MHz. Die Erwartungen sollte man allerdings realistisch halten: Es handelt sich hierbei nicht um ein spezialisiertes Profigerät, sondern um ein Einstiegsmodell mit grundlegenden Funktionen, das bereits für etwa 65 € zu bekommen ist. Gerade im mobilen Einsatz eignet sich das Gerät dennoch oft sehr gut, um schnell einen ersten Eindruck von einer Schaltung zu gewinnen. Für Einsteiger könnte es vielleicht sogar als alleiniges Gerät ausreichen.

Das ZT-703S verfügt über zwei Kanäle. Die beiden BNC-Anschlüsse befinden sich in einer Vertiefung oben am Gerät. Hier zeigt sich bereits ein erstes Problem: Durch die Vertiefung lassen sich BNC-Stecker nicht nur etwas umständlich verriegeln – manche Stecker passen mangels ausreichender Tiefe gar nicht vollständig hinein. Wer einen 3D-Drucker besitzt, kann sich ein alternatives Gehäuseteil drucken, welches das Problem behebt.

Die Benutzeroberfläche ist übersichtlich gestaltet. Wer bereits mit einem Oszilloskop gearbeitet hat, sollte sich schnell zurechtfinden. In der Statusleiste am oberen Bildschirmrand werden der Betriebszustand, das Aufnahmefenster, die Zeitbasis, die Triggerkonfiguration sowie der Akkuladestand angezeigt. Unten befindet sich eine Anzeige für die eingestellte Empfindlichkeit und den Funktionsgenerator sowie die Bildschirmtasten des Menüs.

Es gibt zwei Menüs, zwischen denen mit der Menü-Taste gewechselt wird: Das erste legt die Funktion der Cursortasten fest. Die Bildschirmtasten werden passend zum gewählten Kanal eingefärbt. Das zweite Menü bietet Zugriff auf die Einstellungen des Geräts. Mit den Tasten für Rechts und Links blättert man durch die einzelnen Seiten.

Ist „VOL/TIME“ ausgewählt, kann mit den Cursortasten die horizontale und vertikale Skalierung eingestellt werden. Die Zeitbasis lässt sich in festgelegten Stufen zwischen 10 ns/div und 20 s/div festlegen. Ab 200 ms/div wechselt das Oszilloskop automatisch in einen Rolling-Mode. Eine XY-Darstellung ist ebenfalls vorhanden. Die Empfindlichkeit kann zwischen 20 mV/div und 10 V/div gewählt werden. Weder für die Zeitbasis noch für die Empfindlichkeit lassen sich variable Werte einstellen.

Mit der „MOVE“-Funktion lässt sich die Anzeige jedes Kanals sowohl horizontal als auch vertikal verschieben. Durch längeres Gedrückthalten der F2-Taste wird die Darstellung vertikal zentriert, mit der MENU-Taste erfolgt die Zentrierung in horizontaler Richtung.

Das Oszilloskop bietet die üblichen Trigger-Modi: Auto, Normal und Single. Getriggert werden kann wahlweise auf die steigende oder fallende Flanke des Signals. Mit der „TRIG“-Funktion lässt sich der Triggerpunkt verschieben. Praktisch: Hält man die Taste gedrückt, wird der Triggerpunkt automatisch auf die halbe Amplitude des Signals gesetzt.

Die letzte Funktion im ersten Menü ermöglicht das Verschieben der Cursor. Es lassen sich wahlweise zwei horizontale, zwei vertikale oder beide Cursorpaare gleichzeitig einblenden. Angezeigt wird jedoch lediglich die Differenz der beiden Cursorpositionen – die absoluten Werte der einzelnen Cursor werden leider nicht dargestellt.

Es stehen acht grundlegende Messfunktionen zur Verfügung, von denen bis zu vier gleichzeitig aktiviert werden können: Vpp, Vmax, Vmin, RMS, FCNT, Duty, Period und Freq.

Auf Kosten eines höheren Stromverbrauch lässt sich mit dem „High Speed Mode“ die Abtastrate von 200 MSa/s („bis zu 30 MHz“) auf 280 MSa/s erhöhen.

Das ZT-703S verfügt auch über zwei Funktionsgeneratoren: Die einfache Variante erzeugt entweder ein 1 kHz-Rechtecksignal oder Rechteck-, Sinus- und Dreiecksignale mit einer in sieben Stufen einstellbaren Frequenz von 10 Hz bis 5 kHz. Ist etwas anderes als das 1 kHz Rechtecksignal gewählt, wird die Zeitbasis jedoch auf 100 µs/div begrenzt.
Der zweite Funktionsgenerator kann nur exklusiv genutzt werden, da er die volle Leistung des Mikrocontrollers beansprucht. Er bietet zwar einige zusätzliche Einstellmöglichkeiten, bleibt jedoch insgesamt in seinen Funktionen recht eingeschränkt.
In beiden Varianten wird das Signal über den Anschluss an der rechten Seite ausgegeben. Insgesamt betrachtet ist der Funktionsgenerator eher eine kleine Spielerei. Am nützlichsten dürfte er für die Kompensation des Tastkopfes sein.

Die FFT-Funktion ist kaum erwähnenswert. Zwar zeigt sie ein Spektrum an, jedoch fehlen jegliche Beschriftungen und Einstellmöglichkeiten. Dadurch ist die Funktion in der Praxis leider nahezu nutzlos.

In manchen Situationen kommt es zu verschiedenen Fehlern im Zusammenhang mit dem Triggerpunkt und der Erfassung. In der aktuellen Firmwareversion 1.5.7 wurden bereits einige der Probleme behoben, aber nicht vollständig. Es treten vor allem beim Verschieben der Ansicht in bestimmten Skalierungen noch visuelle Artefakte auf und die Erfassung unterhalb von 250 ns/div ist problematisch. Bleibt zu hoffen, dass Zoyi die Probleme in einem zukünftigen Update behebt.

Ein großer Vorteil akkubetriebener Oszilloskope ist, dass sie nicht geerdet sind. Dadurch kann die Masse auch mit einem anderen Potential verbunden werden (aber aufgepasst: auch an Stellen wie der anderen BNC-Buchse liegt dann eine Spannung an!). Masseschleifen lassen sich dadurch ganz gut vermeiden. Nicht zu vergessen ist natürlich der mobile Einsatz, was gerade beim Arbeiten an größeren Maschinen unheimlich praktisch ist.

Leider fehlen die grundlegenden Operationen Add und Invert, mit denen sich die beiden Signale kombinieren lassen. Auch eine Anzeige der tatsächlichen Cursorpositionen – und nicht nur deren Differenz – wäre aus meiner Sicht sehr hilfreich. Die FFT-Funktion ist in ihrem aktuellen Zustand nicht sinnvoll einsetzbar. Entweder sollte sie grundlegend überarbeitet werden oder ganz entfallen, um Platz für sinnvollere Features zu schaffen.

Multimeter

Neben seiner Funktion als Oszilloskop lässt sich das ZT-703S auch als vollwertiges Multimeter einsetzen. Ein kurzer Druck auf die Mode-Taste wechselt in den DMM-Modus wobei die gewählte Einstellung auch nach einem Neustart erhalten bleibt. Messen lassen sich Spannung, Strom, Widerstand, Kapazität und Frequenz – überwiegend mit 25 000 Counts! Auch ein akustischer Durchgangsprüfer mit schneller Reaktion (latched) und eine Diodenmessung sind vorhanden.

Unter der großen Darstellung des aktuellen Messwerts wird das Minimum, Maximum, der Durchschnitt sowie gegebenenfalls die Frequenz eines wechselnden Signals angezeigt. Das obere Drittel des Bildschirms wird von einer simulierten Analoganzeige eingenommen. Sie wird gleichzeitig mit der digitalen Anzeige dreimal pro Sekunde aktualisiert und reagiert damit für meinen Geschmack etwas zu träge.

Auch eine relative Messung und ein Einfrieren der Anzeige (Hold) sind möglich. Der Messbereich wird standardmäßig automatisch gewählt, kann aber auch manuell eingestellt werden.

Unterhalb der Tasten liegen die vier 4 mm-Buchsen für die Messleitungen. Sie haben den üblichen Abstand von 19 mm und sind dadurch mit Zubehör anderer Hersteller kompatibel.

Bei der Lieferung weist ein Aufkleber auf die korrekte Nutzung der Anschlüsse hin. Auch beim Umschalten in den Strommessmodus erscheint ein entsprechender Hinweis auf dem Display. Das ersetzt zwar keine aktive Überwachung der Steckerbelegung, ist aber immer noch besser als gar keine Warnung.

Die mitgelieferten Messleitungen sind von einfacher Art, aber brauchbar. Das 90 cm lange Kabel mit einem Außendurchmesser von 3,5 mm wirkt etwas steif.

Die Messspitzen sind 22 mm lang und verjüngen sich von 2 mm Durchmesser im hinteren Bereich auf 1,2 mm an der feinen Spitze. Während des Transport können sie mit den mitgelieferten Kappen geschützt werden.

Fazit

Ein abschließendes Urteil fällt mir schwer. Das Zoyi ZT-703S bietet viele grundlegende Funktionen, die man von einem Oszilloskop erwartet. Mit zwei Kanälen und einer Bandbreite von 50 MHz sollte es für zahlreiche Anwendungsfälle geeignet sein. Zudem dient es gleichzeitig als Multimeter mit 25 000 Counts. Der Akkubetrieb sowie die kompakte Bauform machen es zu einem idealen Begleiter für den mobilen Einsatz.

Allerdings lässt die Qualität der Funktionen teils zu wünschen übrig. Verschiedene Bugs erschweren die Nutzung oder machen eine aussagekräftige Messung zum Teil unmöglich, weil unklar ist, ob der Fehler im Messgerät oder in der Schaltung liegt. Der Funktionsgenerator und die FFT-Funktion lassen sich in der Praxis kaum sinnvoll einsetzen.

Dennoch ist das Gerät keineswegs unbrauchbar. Für viele Anwendungen dürfte es völlig ausreichend sein und der günstige Preis macht es besonders für Einsteiger attraktiv. Jedoch bin ich der Meinung, dass aus der vorhandenen Hardware deutlich mehr hätte herausgeholt werden können.

Das Gerät wurde mir vom Hersteller kostenfrei zur Verfügung gestellt. Ich habe keine weitere Vergütung erhalten und das Review stellt meine eigene Meinung dar.

Kommentare

Powered by BetaBlog
Login | RSS Beiträge RSS Kommentare Impressum