Nitecore EDC37
Seit Monaten tauchen immer wieder Hinweise auf eine neue Taschenlampe von Nitecore auf, doch konkrete Details wurden streng geheim gehalten. Damit ist jetzt Schluss, denn das Modell wurde offiziell bekannt gegeben: Hier ist die neue Nitecore EDC37.

Nitecores neues Flaggschiff aus der EDC-Serie kombiniert die Erfahrungen aus den vorherigen Modellen. Die kompakte Lampe liefert bis zu 8000 lm aus zwei UHi 20 MAX LEDs und bietet mit dem OLED-Display, zwei mehrstufigen Tasten und der mechanischen Tastensperre ein tolles Nutzererlebnis.
Lieferumfang und Hardware
Durch das monolithische Design der Lampe erwartet man nicht viel Zubehör. Daher überraschen die acht kleinen Schrauben und das passende Montagewerkzeug. Was es damit auf sich hat, wird später verraten.
- Handschlaufe aus Paracord mit Karabinerhaken
- USB-C Ladekabel
- 8x Ersatzschraube
- Schraubendreher
- Bedienungsanleitung (EN, DE, FR, RU, JP, KO, IT, UA, CN)
Der Akku ist fest verbaut und der Clip bereits montiert. Die Anleitung beschreibt die Funktionsweise der Lampe ausführlich und verständlich, wobei sich vieles bereits durch Ausprobieren herausfinden lässt.

Für ihre Leistungsklasse ist die EDC37 mit 105 × 39 × 27 mm unerwartet kompakt. In der Länge liegt sie fast gleichauf mit der EDC23, fällt dabei jedoch etwas dicker aus. Mit einem Gewicht von 199 g bleibt sie leicht genug, um bequem in der Tasche getragen zu werden.


Beim Design der EDC37 finden sich viele Elemente der früheren Modelle aus der EDC-Serie wieder. Sie hat eine achteckige Grundform mit zwei nebeneinander liegenden Emittern.

Das Display wurde um 90° gedreht und ist nun von der Seite zu lesen. Eine automatische Drehung entsprechend der Ausrichtung der Lampe gibt es nicht. Außerdem wurde der Schalter für die Tastensperre von der schmalen auf die breite Seite verlegt.

Für eine bessere Griffigkeit sind seitlich Kunststoff-Griffzonen mit einem Schuppenmuster eingelassen, wie sie bereits von der EDC29 bekannt sind.

Vorne am Bezel befinden sich vier Schrauben mit integrierten Kugeln aus Siliziumnitrid. Diese dienen als Glasbrecher, mit denen sich im Notfall Scheiben einschlagen lassen.

Sollte diese Funktion nicht gewünscht sein und ein unauffälligeres Erscheinungsbild bevorzugt werden, können die vier Schrauben ersetzt werden. Entsprechende Schrauben mit flachem Kopf und das passende Werkzeug befinden sich im Lieferumfang.
Beim Wechsel der Schrauben löst sich der Bezel zusammen mit dem Glas von der Lampe. Ich empfehle daher, eine Schraube nach der anderen zu tauschen.

Bei 8000 lm entsteht trotz effizienter LEDs viel Abwärme, die über ein ausgeklügeltes Wärmeleitsystem abgeführt wird. Um Verbrennungen zu vermeiden, befindet sich der Kühlkörper mit etwas Abstand hinter einem Abschirmblech. Lüftungslöcher ermöglichen eine Luftzirkulation zur Kühlung.

Der Kühlkörper erstreckt sich entlang der gesamten Unterseite der Lampe. Hier verhindert der Clip eine Berührung der heißen Oberfläche. Dieses System ist bereits von den vorherigen Modellen der EDC-Serie bekannt. Die beiden T6-Schrauben befestigen nicht nur den Clip, sondern auch den Kühlkörper.
Um seine Schutzfunktion zu erfüllen, reicht der Clip fast über die gesamte Länge der Lampe. Manchmal kann das Einführen in die Öffnung daher etwas mühsam sein.

Am hinteren Ende des Clips befindet sich eine Öse zur Befestigung der Handschlaufe. Dadurch ragt die EDC37 rund 30 mm, also etwa ein Drittel ihrer Gesamtlänge, aus der Tasche heraus.

Am Heck der Lampe sind die beiden Tasten zu finden, auf die ich im nächsten Abschnitt noch genauer eingehen werde.

Das Aufladen der Taschenlampe erfolgt über einen USB-C Anschluss. Eine Abdeckung sorgt für einen gewissen Schutz gegen Schmutz und Wasser. Ihre Außenseite besteht aus festem Kunststoff, die innere Hälfte hingegen aus Silikon. Dadurch dichtet sie gut ab, lässt sich aber auch angenehm öffnen und schließen.
Um die Ladezeit zu verkürzen, kann die EDC37 an einem entsprechenden USB-Netzteil mit bis zu 20 W bei 9 V geladen werden. Dank dieser Schnellladefunktion ist der fest integrierte 8000 mAh Li-Ion Akku nach nur zwei Stunden wieder vollständig geladen. Der aktuelle Fortschritt lässt sich jederzeit auf dem OLED-Display in Prozent ablesen. Während des Ladens kann die Lampe – mit Ausnahme von Search, Lumin Shield und Strobe – normal genutzt werden.

Irgendwann wird die Leistungsfähigkeit des Akkus natürlich nachlassen. Da er fest integriert ist und sich nicht austauschen lässt, bedeutet dies auch das Ende der Taschenlampe. Ein Kompromiss, den man bei den meisten Lampen dieser Bauform eingehen muss. Eine leichtere Reparierbarkeit wäre durchaus sinnvoll gewesen.

Die Verarbeitung macht auf mich rundherum einen guten Eindruck und fühlt sich hochwertig an. Sorgen bereitet mir allerdings die Wasserdichtigkeit, denn die Schutzart ist lediglich mit IP54 angegeben. Die letzte Zahl bezieht sich auf den Schutz gegen Wasser und bedeutet in diesem Fall „Schutz gegen allseitiges Spritzwasser“. Ein paar Regentropfen sind sicher kein Problem für die EDC37, aber wenn die Lampe mal in einer Pfütze landet, könnte sie bereits Schaden nehmen. Eine taktische Lampe sollte schon etwas mehr aushalten.
Bedienung und Funktion
Bei einer „taktischen“ Taschenlampe lege ich Wert auf eine durchdachte Bedienung, die auch in hektischen Situationen eine zuverlässige Nutzung ermöglicht. Sinnvoll sind ein Schnellzugriff auf den Turbo und ggf. Strobe sowie eine vorhersehbare Helligkeit beim Einschalten (entweder immer in der gleichen Helligkeit starten oder ein zuverlässiger Memory).
Die EDC37 ist mit zwei Tasten und einem Schalter für die Tastensperre ausgestattet. Die etwas hervorstehende Power-Taste ist von vier kleinen Erhebungen umgeben. Die flache Mode-Taste schließt bündig mit dem Gehäuse ab, was für einen gewissen Schutz gegen versehentliche Betätigung sorgt. Beide Tasten haben je zwei Schaltstufen. Sie bestehen aus Kunststoff und sind mit einem rutschhemmenden Knurling versehen.

Ein vollständiges Drücken der Power-Taste bis zur zweiten Schaltstufe (1200 g Betätigungskraft) schaltet die Lampe ein und aus. Durch kurzes Antippen bis zur ersten Stufe (250 g) lässt sich die Helligkeit bei eingeschalteter Lampe schrittweise in vier Stufen erhöhen: Ultralow, Low, Mid und High.
Tippt man den Taster bei ausgeschalteter Lampe an, kann man die Helligkeit vorab auswählen (die Stufe wird auf dem Display angezeigt). Ein Halten der Power-Taste in der ersten Stufe aktiviert vorübergehend den Ultralow-Modus, sowohl bei aus- als auch bei eingeschalteter Lampe (beispielsweise um ein Dokument zu prüfen und dafür kurzzeitig die Helligkeit zu reduzieren, um nicht geblendet zu werden).
Die beiden Stufen der Mode-Taste lassen sich programmieren. Sie ermöglicht einen momentanen Direktzugriff auf die Stufen Search, Lumin Shield oder Strobe. Die erste Stufe erfordert eine Betätigungskraft von rund 450 g, für die zweite Stufe sind etwa 800 g nötig.
Während der Nutzung von Search und Lumin Shield zeigt ein Balken auf dem Display die verbleibende Restlaufzeit an – und er bewegt sich schnell! Bei kalter Lampe sind am Stück ungefähr 16 Sekunden in Search und 10 Sekunden in Lumin Shield möglich, bis die Lampe auf eine niedrigere Stufe herunter schaltet. Lässt man die Taste los, füllt sich die Fortschrittsanzeige abhängig von der Temperatur langsam wieder auf. Bei bereits warmer Lampe ist somit nur eine kürzere Nutzung möglich. Da ich die Turbo-Modi immer nur kurzzeitig nutze, hat mich die kurze Laufzeit nie wirklich gestört. Es ist halt wirklich ein Turbo und keine dauerfeste Stufe (dazu benötigt man eine größere Lampe). Nach dem Loslassen der Mode-Taste wechselt die Taschenlampe in den vorherigen Modus zurück.
Zur Programmierung der Mode-Taste wird diese zunächst bis zur gewünschten Schalterstufe gedrückt. Anschließend kann durch vollständiges Betätigen der Power-Taste zwischen den drei möglichen Belegungen gewechselt werden. Es lassen sich auch beide Stufen mit der gleichen Funktion belegen.
Beim Strobe wird nicht nur die Frequenz ständig geändert, sondern auch die Länge der Pulse. Dadurch wirkt der Strobe besonders desorientierend.

Bleibt noch die „Rapid Lock“ genannte Tastensperre. In der oberen Position sperrt der Schiebeschalter sämtliche Tasten und verhindert somit ein versehentliches Einschalten. Einen „Semi Lockout“ wie in früheren Modellen, bei dem lediglich die Power-Taste deaktiviert wird, gibt es nicht mehr.
Der Schalter arbeitet mit einem Magnetsensor, sodass seine Funktion durch einen starken Magneten gestört werden kann. Dadurch lässt sich die Lampe entweder ausschalten oder die Tastensperre vorübergehen deaktivieren. Für die normale Nutzung sehe ich darin keinen Nachteil.

Das OLED-Display zeigt bei eingeschalteter Lampe nach jedem Tastendruck den aktuellen Status für zehn Sekunden an. Nacheinander erscheinen die aktuelle Stufe mit Angabe der Helligkeit in Lumen und die verbleibende Laufzeit in dieser Stufe. Bei ausgeschalteter Lampe werden beim Antippen der Power-Taste die gewählte Stufe sowie der Ladestand in Prozent zwei Sekunden lang angezeigt.

Die EDC37 liegt gut in der Hand und lässt sich vollständig mit dem Daumen bedienen, ohne dass ein Umgreifen nötig ist. Befürchtungen, die Tastensperre sei möglicherweise schwer zu erreichen, haben sich definitiv nicht bewahrheitet.


Lichtbild
Bei den LEDs handelt sich um eine Eigenentwicklung von Nitecore unter dem Namen „UHi 20 MAX“. Somit sind sie bei keinem anderen Hersteller zu finden. Die Besonderheit: Sie bestehen aus neun einzelnen Leuchtflächen, die sich teils getrennt voneinander ansteuern lassen.

Im Zentrum befindet sich ein einzelner Chip mit kleiner, runder Leuchtfläche. Dadurch ist er gut fokussierbar und eignet sich hervorragend für große Reichweite. Ein Ring aus acht weiteren Chips sorgt für eine Vergrößerung der effektiven Leuchtfläche, sodass die LED deutlich flutiger wird. Der leicht texturierter Reflektor („Orange Peel“) glättet das Lichtbild, wodurch die äußeren Chips komplett miteinander verschmelzen. Das Glas vor den Emittern ist mit einer magentafarbenen Antireflexbeschichtung versehen.
In den Stufen Ultralow, Low und Search wird nur der mittlere Chip verwendet, was zu einem relativ engen Lichtstrahl führt. In Mid, High und Lumin Shield werden zusätzlich die äußeren Chips hinzugeschaltet und es entsteht ein heller Spill. So erklärt sich auch der Name „Lumin Shield“: Eine Wand aus hellem Licht, welche einen Angreifer blenden und ablenken soll.

Leider ist die Wahl der verwendeten Chips fest mit den Helligkeitsstufen verknüpft. Es wäre praktisch gewesen, in allen Stufen zwischen einem breiten und einem schmalen Lichtkegel wählen zu können. Insbesondere auf niedriger Stufe und kurzer Entfernung ist mir der Beam etwas zu eng.
Die Farbtemperatur liegt je nach Stufe bei rund 6000 K. In den niedrigen Stufen ist noch eine leicht grünliche Färbung zu erkennen, die in Search und Lumin Shield jedoch verschwindet.










Treiber und Laufzeit
Ein effizienter Konstantstromtreiber ermöglicht bei niedriger bis mittlerer Helligkeit eine gleichbleibende Helligkeit über fast die gesamte Laufzeit. Die Reichweite ist bei Lumin Shield ist etwas geringer ist als bei Search, da sich der Strom in dieser Stufe auf alle LEDs verteilt.
Modus | Helligkeit¹ | Laufzeit¹ | Intensität¹ (Reichweite²) | |
---|---|---|---|---|
Lumin Shield | 8000 lm | ––– | 37 550 cd | (380 m) |
Search | 3000 lm | ––– | 44 010 cd | (420 m) |
High | 1500 lm | 7:30 h | 13 740 cd | (230 m) |
Mid | 400 lm | 8:30 h | 3 310 cd | (115 m) |
Low | 100 lm | 30 h | 1 637 cd | (80 m) |
Ultralow | 15 lm | 190 h | 230 cd | (30 m) |
In den höheren Stufen gewinnt die entstehende Wärme an Bedeutung. In Lumin Shield leistet die EDC37 laut Hersteller bis zu 8000 lm – zumindest für ein paar Sekunden. Auch in Search und High erwärmt sich die Lampe relativ schnell, sodass die Helligkeit reduziert werden muss, um eine Überhitzung zu vermeiden.
Bei fast vollständig entladenem Akku leuchtet die Lampe für mehrere Stunden auf sehr schwacher Stufe (in meinem Test etwa 11 Stunden lang). Zumindest für wenige Sekunden lässt sich die Helligkeit in dieser Zeit erhöhen.


Durch die Temperaturregelung der EDC37 spielt auch die Kühlung eine Rolle bei Helligkeit und Laufzeit. Ohne Luftzirkulation wird die Helligkeit stärker reduziert. Entsprechend verlängert sich aber auch die Laufzeit. Bei konstantem Betrieb stellt sich eine Temperatur von rund 40 °C ein. (Da der Kühlkörper durch das äußere Blech teilweise abgeschirmt wird, ist meine Messung möglicherweise nicht sehr genau.)


Anders sieht die Situation bei wiederholter Nutzung der Turbo-Stufen aus. Bereits nach kurzer Zeit ist an dem Kühlkörper eine Temperatur von bis zu 60 °C zu messen. In diesem Fall wird eine weitere Nutzung des Turbos unterbunden. Es dauert dann einige Minuten, bis sich die Lampe ausreichend abgekühlt hat.

Die Leistungsaufnahme konnte wegen des fest verbauten Akkus nicht ermittelt werden. Bei einem leeren Akku schaltet sich die Lampe komplett ab. Alle Stufen werden vom Konstantstromtreiber ohne PWM geregelt. Mit dem Oszilloskop lässt sich lediglich in Mid eine leichte Restwelligkeit mit 8 kHz feststellen, die für das Auge allerdings vollkommen unsichtbar bleibt.

Fazit
Hat sich das Warten gelohnt? Absolut! Die Nitecore EDC37 vereint viele gute Eigenschaften der vorherigen Modelle in verbesserter Form.
Die beiden bereits aus der EDC29 bekannten „UHi 20 MAX“ liefern jetzt eine Helligkeit von bis zu 8000 lm. Natürlich kann die hohe Helligkeit bei einer so kompakten Lampe nicht lange gehalten werden. Der Kühlkörper ist vor direkter Berührung geschützt, was die Handhabung angenehmer macht. Eine der beiden mehrstufigen Tasten lässt sich in beiden Stufen programmieren und mit dem „Rapid Lock“ ist jederzeit eine unkomplizierte Tastensperre möglich. Es wäre schön, wenn bei jeder Helligkeit frei zwischen dem breiten und dem schmalen Lichtkegel gewählt werden könnte. Der Akku mit einer Kapazität von 8000 mAh ermöglicht eine lange Laufzeit. Allerdings ist er fest verbaut, was als Nachteil empfunden werden kann.
Alles in allem macht die Nitecore EDC37 einen gelungenen Eindruck auf mich und lässt nur wenige Wünsche offen.
Die Lampe wurde mir vom Hersteller kostenfrei zur Verfügung gestellt. Ich habe keine weitere Vergütung erhalten und das Review stellt meine eigene Meinung dar.