12 Februar 2022 10:26

BLF LT1 – die ultimative Laterne

Abends beim Camping mit dem Zelt, eine Gaslaterne sorgt für wohlig warmes Licht. Herrlich. Aber… es rauscht, ist sperrig, Feuer im Zelt und wie war das nochmal mit dem Klimaschutz und so? Es gibt doch LED-Laternen. „Ekliges, kaltes Licht“ oder „das fühlt sich ganz anders an,“ wird man schnell hören.

Vielleicht, weil diejenigen nur billige, einfache Plastiklaternen kennen. Eine Alternative möchte ich heute vorstellen: Die BLF LT1, produziert von Sofirn, entworfen über viele Jahre hinweg von der Taschenlampengemeinschaft.

Geschichte der LT1

Vor langer, langer Zeit… Nein, wirklich. Die Ursprünge der LT1 reichen bis in das Jahr 2015 und vermutlich sogar noch weiter zurück. Frustriert von den auf dem Markt verfügbaren LED-Laternen hat DBSAR aus dem BudgetLightForum damit begonnen, seine eigene Laterne zu konstruieren. Entstanden sind im Laufe der Zeit viele Prototypen mit immer neuen Ideen und Verbesserungen. Diese Konzepte stießen auf großen Zuspruch der Community, sodass damit begonnen wurde, ein Serienmodell zu entwickeln.

Verschiedene Mitglieder aus der Community arbeiteten gemeinsam am Design, dem Treiber und der Firmware. Schließlich wurde ein Hersteller, heute als Sofirn bekannt, gewonnen, der sich bereit erklärte, die Laterne bei entsprechender Kaufbereitschaft zu produzieren.

2018 nahm das Projekt richtig Fahrt auf, erste „richtige“ Prototypen wurden produziert und weiter verfeinert. Manchmal sah es so aus, als würde man sich in den vielen Details und Verbesserungen verlaufen und niemals zu einem fertigen Produkt kommen.

Doch Ende 2019 war es schließlich soweit: Alle Interessenten aus dem Groupbuy konnten sich eine BLF LT1 bestellen. Die ersten 3000 Lampen waren schnell vergriffen und teilweise musste man lange warten, bis man eine bekam.

Inzwischen ist das völlig anders: Die LT1 ist in diversen Shops – auch Amazon – verfügbar und scheint weiterhin auf großes Interesse zu stoßen. Die Laterne wurde seitdem von Sofirn weiter entwickelt, so gibt es sie nun unter anderem mit einer Powerbank-Funktion.

Lieferumfang und Hardware

Neben der LT1 selbst erhält man außerdem folgendes Zubehör:

  • Vier 18650 Li-Ion-Akkus mit jeweils 3000 mAh
  • USB A-C Ladekabel
  • Zwei Ersatz-O-Ringe
  • Orangener O-Ring
  • Ersatz-Abdeckung für den Ladeanschluss
  • Ersatz-Gummi für den Taster
  • Kurzanleitung in EN, DE, IT, FR, CN
Lieferumfang (Akkus in der Lampe)

Ob man das Ersatz-Gummi für den Taster jemals braucht? Dazu gibt es eine kleine Anekdote: Angeblich hat der Hersteller damals versehentlich „ein paar Taster zu viel“ bestellt. Jedenfalls haben die Taster immer noch das alte Logo des Herstellers und man erhält ein Ersatzteil, das man vermutlich niemals braucht. Könnte also stimmen.

Den orangenen O-Ring kann man in die Nut am Lampenkopf ziehen. Dort soll er schön aussehen und den Stoß etwas dämpfen, falls die Laterne umkippt. Viel wahrscheinlicher ist es jedoch, dass man den O-Ring verliert, da er leicht runterrutscht. Ich habe ihn daher nicht montiert. (Außerdem wird die Nut für manches Zubehör benötigt, siehe unten.)

Die Konstruktion ist recht durchdacht: Die LEDs sitzen ganz oben und leuchte nach unten und das Licht wird vom Diffusor gestreut. Dadurch erhält man eine sehr gleichmäßige Ausleuchtung und die Wärme der LEDs kann über das Aluminiumoberteil gut abgeführt werden. Das Batterierohr sorgt für einen erhöhten Stand, was beim Aufstellen auf dem Tisch nützlich ist. Insgesamt ist die Laterne 175 mm hoch und hat einen maximalen Durchmesser am Kopf von 68 mm. Mit Akkus kommt sie auf ein Gewicht von 645 g.

Bedienung und Funktion

Seitlich an der LT1 befindet sich ein hintergrundbeleuchteter Taster, über den alle Funktionen gesteuert werden. Funktionen… davon hat die Laterne reichlich. Sie verwendet die Open-Source-Firmware „Anduril“ (neuerdings in Version 2), wodurch so ziemlich alles möglich ist, was man sich vorstellen kann.

Grundsätzlich lässt sich die Lampe mit einem kurzen Tastendruck (1C) ein- und ausschalten. Durch Halten des Tasters (1H) wird die Helligkeit geändert, ein Dreifachklick mit Halten am Ende (3H) ändert die Lichtfarbe zwischen warm und kalt. Darüber hinaus gibt es aber noch diverse Abkürzungen, Kerzenmodus, Sunset-Timer, Beacon, SOS, Strobe, Lockout und vieles mehr.

Einstellbare Farbtemperatur von 2700 bis 5000 K

Die Hintergrundbeleuchtung des Tasters lässt sich ebenfalls steuern. Möglich sind aus, niedrige oder hohe Helligkeit sowie blinkend. Früher war die Beleuchtung orange, jetzt ist sie grün und deutlich heller.

Hintergrundbeleuchteter Taster: niedrig / niedrig Hintergrundbeleuchteter Taster: niedrig / hoch Hintergrundbeleuchteter Taster: hoch / hoch

Wem das alles zu viel wird, kann das „Simple UI“ nutzen, welches mittels 10C aktiviert und in dem die LT1 auch ausgeliefert wird. In diesem Modus lassen sich lediglich Helligkeit und Farbe einstellen. Außerdem kann der Batteriestand mit 3C abgefragt werden. Alle anderen Funktionen sind deaktiviert.

Alles lässt sich hier gar nicht beschreiben, daher verlinke ich einfach die Anleitung zu Anduril 2, in der sich alles nachlesen lässt. Über Google lassen sich auch diverse Diagramme finden, die ebenfalls hilfreich sein könnten. Es kann allerdings sein, dass es je nach Alter kleinere Unterschiede zur Firmware geben kann.

Bügel zum Aufhängen

Entweder stellt man die LT1 einfach auf den Tisch oder man hängt sie am ausklappbaren Bügel auf. Wer es etwas spezieller mag: Sowohl unten als auch an der Seite gibt es ein 1/4" UNC Gewinde, bekannt als Stativgewinde. Damit lässt sich die Lampe nicht nur bequem auf Fotostativen nutzen, es lassen sich auch Klammern, Magnete oder Ösen befestigen, die man im Fotozubehör findet.

Stativgewinde an der Seite … … und auf der Unterseite

Über einen USB-C-Anschluss gegenüber des Tasters lassen sich die Akkus direkt in der Laterne laden. Mit maximal etwa 2,4 A dauert das allerdings einige Zeit (etwa 5 – 7 Stunden). Andersherum geht es übrigens auch: Mit einem USB C-C Kabel lässt sich die LT1 als Powerbank nutzen und lädt bei Bedarf Handy und Co. auf. Beim Laden und im Powerbank-Betrieb leuchtet und blinkt der Taster in unterschiedlichen Farben.

USB-C Ladeanschluss Die Abdeckung sitzt flach und stört nicht

Praxistest

Meine erste LT1 habe ich nun schon seit einigen Jahren und die meiste Zeit steht sie als alleinige Beleuchtung abends neben meinem Bett. Sie hat dort bereits einen so festen Platz, dass ich froh bin, jetzt eine zweite Laterne für unterwegs zu haben.

Drinnen nutze ich sie meistens in der wärmsten Einstellung bei 2700 K, da sie dann ein sehr angenehmes Licht spendet. Am Bett brauche ich nicht viel Licht, sodass eine geringe Helligkeit völlig ausreicht. Dann halten die Akkus knapp ein halbes Jahr.
Draußen, je nach Fremdbeleuchtung, sind kühlere Farbtemperaturen aber auch ganz angenehm. Dann kann man auch gerne die Helligkeit erhöhen – auf voller Stufe hält sie immer noch rund fünf Stunden durch!

Beim Camping hatte ich die LT1 auch schon einige Male in Gebrauch. Sie ist einfach perfekt, um die nähere Umgebung gleichmäßig auszuleuchten. Ob es nun das Zelt oder der Tisch ist: Einfach hinstellen oder -hängen und man braucht sich keine weiteren Gedanken über das Licht machen.

Die meisten Sonderfunktionen braucht man gar nicht, aber es sind nette Spielereien. Bis auf den Kerzenmodus, der eine ganz besondere Atmosphäre schafft (dann aber nicht mehr als Hauptlichtquelle geeignet ist, weil das Licht sonst zu sehr flackert) und der Sunset-Timer, mit dem die Laterne nach einer festgelegten Zeit automatisch aus geht.

Technische Details

Betrieben wird die LT1 mit bis zu vier 18650 Li-Ion Akkus, die parallel geschaltet sind. Im Notfall läuft die Laterne also auch mit nur einem Akku. Nur sollte man darauf achten, dass man nur gleiche Akkus mit gleicher Spannung kombiniert, sonst fließen zu hohe Ausgleichsströme. Wichtig ist auch, dass es „Button Top“ Akkus sind, um einen guten Kontakt am Messingring zu gewährleisten.

Vier parallele 18650 Li-Ion Akkus Doppelte Federn in der Tailcap

Die Laufzeit ist eine der Stärken, wenn man vier Akkus nutzt: Sie reicht von fünf Stunden auf voller Helligkeit bis zu einem Monat auf niedrigster Stufe (genau getestet habe ich das jedoch nicht). Über die ganze Laufzeit bleibt die Helligkeit recht konstant und fällt erst am Ende stark ab, wenn die Akkus fast leer sind.

Massives Batterierohr

Es gibt zwei Kanäle für die beiden Farbtemperaturen von 2700 K und 5000 K. Pro Kanal gibt es jeweils vier Samsung LH351D LEDs mit einer recht ordentlichen Farbwiedergabe (CRI 90+).

Auf dem Treiber sorgen insgesamt 14 AMC7135 für einen konstanten Strom durch die LEDs. Jeweils sieben pro Kanal für Warm- bzw. Kaltweiß. Dies ist ein Unterschied zu früheren Treiberversionen, bei denen jeweils nur drei AMC7135 aktiv waren und die restlichen per Lötbrücken hinzugeschaltet werden konnten. Das hat zur Folge, dass in der neuen Version die maximale Helligkeit höher ist, die minimale Helligkeit aber ebenfalls. Die Helligkeit wird vom Microcontroller mittels PWM bei 4 – 16 kHz gesteuert.

Alter und neuer Treiber (rechts)

Bei der Entwicklung der LT1 wurde darauf geachtet, dass sie modifizierbar und reparierbar ist, weswegen es auch keine verklebten Teile gibt. Gleiches galt für die Firmware: Sie sollte leicht zu aktualisieren sein. Dazu gab es Kontakte für einen Programmieradapter auf der Vorderseite des Treibers. In der neusten Treiberversion hat Sofirn das Layout dieser Kontakte jedoch geändert. Nun sind sie sichelförmig mit unterschiedlichen Abständen angeordnet – und einen passenden Adapter gibt es nirgends.

Weitere Änderungen bei der aktuellen Treiberversion: Das Laden über ein USB C-C Kabel funktioniert nun zuverlässig. Gleichzeitig gibt es eine Powerbank-Funktion, sodass sich die LT1 zum Aufladen anderer Geräte nutzen lässt.
Die Farben des Tasters wurden ebenfalls geändert: Zuvor war es orange als Locator, rot beim Laden und grün nach Ladeschluss. Nun ist der Locator grün, Laden wird durch blinkend blau signalisiert, Ladeschluss durch konstant blau. Orange blinkt jetzt, wenn die LT1 als Powerbank genutzt wird. Verwirrend.

Zubehör und Modifikationen

Bei einem Produkt, welches gemeinsam von der Taschenlampengemeinschaft entwickelt wurde, ist es nicht verwunderlich, wenn die kreative Entwicklung auch nach Produktion noch weiter geht. Eine Klemme oder ein Magnetfuß aus dem Fotozubehör ermöglichen eine flexible Befestigung der LT1. Manch einer tauscht die LEDs aus oder legt eine Farbfilterfolie in den Diffusor. Interessant ist auch, was sich mit einem 3D-Drucker umsetzen lässt.

Mit rund 5 cm Durchmesser bietet die LT1 zwar in den meisten Fällen eine ausreichende Standfläche, aber es geht besser. So habe ich mir diverse Sockel konstruiert und auf meinem 3D-Drucker gedruckt.

Sockel auf Thingiverse

Sockel für einen verbesserten Stand

Ein typisches Laternenproblem: Wenn die Laterne vor einem auf dem Tisch steht, blendet sie (auch wenn sich DBSAR bei diesem Punkt viel Mühe gegeben hat und die LT1 besser als die meisten anderen Laternen ist). Die Lösung: ein Lampenschirm. Er lässt sich einfach von oben aufstecken und rastet in der Nut ein.

Lampenschirm auf Thingiverse

Mit Lampenschirm

Vielleicht braucht man das Licht nur in einer Richtung? Mit dem Aufsteck-Reflektor kein Problem! Eine Seite wird komplett abgeschattet. Kein Blenden mehr, sodass die LT1 gut als Arbeitsleuchte in der Hand genutzt werden kann.

Reflektor auf Thingiverse

Aufsteck-Reflektor

Konstruiert habe ich diese Teile in FreeCAD. Als Referenz diente das von mir zuvor erstellte 3D-Modell der LT1.

Das Tolle an der LT1 ist, dass die Firmware (genannt „Andúril“, geschmiedet aus den Bruchstücken von „Narsil“, einer anderen Taschenlampen-Firmware) Open-Source ist. Dadurch konnte ich den originalen Quellcode nach meinen Wünschen anpassen und verbessern.

Den ATtiny85 auf dem Treiber kann man entweder mit einem (ggf. selbstgebauten) Federstiftadapter programmieren oder man verwendet einen SOIC-Clip. Leider wurde in der neusten Treiberversion das Pad-Layout dermaßen unbrauchbar gemacht, dass der Clip die bessere Lösung ist. Zum Ausbauen des Treibers müssen auch nur zwei Schrauben gelöst werden. Die Kabel sind lang genug.

Fazit

Du suchst eine Laterne oder einfach nur eine mobile Lichtquelle? Dann nimm die LT1! Aktuell gibt es meiner Meinung nach keine vergleichbare Laterne auf dem Markt. Das Design ist sehr gut durchdacht und sie macht genau das, was sie soll: Gleichmäßiges Licht für eine längere Zeit.

Die Lampe wurde mir vom Hersteller kostenfrei zur Verfügung gestellt. Ich habe keine weitere Vergütung erhalten und das Review spiegelt meine eigene Meinung wider.

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