2 Juli 2021 18:02

Wurkkos TS30S – Licht ohne Ende

Ist es ein Vogel? Ist es ein Flugzeug? Nein, es ist die Wurkkos TS30S mit Strike Bezel! Eine Taschenlampe mit leistungsstarker Luminus SBT90.2 LED und ordentlich Reichweite.

Gleich die wichtigste Info vorweg: Ja, man kann den „Strike Bezel“ abschrauben und durch eine alltagstauglichere Version ersetzen. Alles weitere in diesem Review.

Lieferumfang und Hardware

Die Wurkkos TS30S kommt mit dem üblichen Zubehör: zwei Ersatz-O-Ringe, eine einfache Handschlaufe, ein USB-A-C-Kabel sowie ein 21700 Li-Ion-Akku mit 5000 mAh (bei Lieferung 3,48 V), bei dem es sich um einen Lishen LR2170SD handeln dürfte. Die Anleitung ist übersichtlich und erklärt die wichtigsten Funktionen in Deutsch und in Englisch.

Lieferumfang

Ein etwas sonderbares Zubehör ist der 70 g schwere „Strike Bezel“ aus mattem Edelstahl, welcher vorne an die Lampe geschraubt werden kann. Seine 35 mm langen Zinken sollen wohl dazu gedacht sein, einen Gegner zu verletzen. Nicht nur waffenrechtlich fragwürdig, sondern auch ziemlich unpraktisch. Cool sieht es dennoch aus. Glücklicherweise hat Wurkkos an alles gedacht: Der Bezel lässt sich leicht abschrauben und gegen einen „normalen“ Edelstahlbezel austauschen. Das Glas fällt dabei übrigens nicht heraus.

„Strike Bezel“ für den ambitionierten Selbstverteidiger Die Rakete startet Der große Bezel ragt etwas in den Beam hinein und erzeugt leichte Schatten Mit dem normalen Bezel

Die Lampe aus Aluminium ist in leicht glänzend schwarz anodisiert. Für den richtigen Griff sorgt kein klassisches Knurling, sondern eine Art Rippen, die an eine Handgranate oder Ananas erinnern. Einen Clip gibt es nicht. Einzige Befestigungsmöglichkeit sind die beiden Löcher an der Endkappe. Durch die „Flügel“ und die kopflastige Gewichtsverteilung steht die Lampe auf ihrem Ende etwas wackelig, aber für einen Thrower ist das wohl auch kein normaler Anwendungsfall. Die Aussparungen am Lampenkopf reichen nicht ganz aus, um die Lampe wirkungsvoll am Wegrollen zu hindern.

Ösen für Handschlaufen

Hosentaschentauglich ist die Lampe mit einem Kopfdurchmesser von 55 mm und einer Länge von 152 mm nicht gerade. Sie wiegt ohne Akku 246 g (320 g mit Akku). So einen Thrower trage ich gerne an einem Lanyard um den Hals oder in der großen Tasche der Winterjacke, das passt noch. Für einen Thrower mit solcher Reichweite ist sie dennoch recht kompakt.

Astrolux FT03 – Wurkkos TS30S – Convoy C8+ – Noctigon KR1

Die Stromversorgung erfolgt primär durch einen einzelnen 21700 Li-Ion-Akku. Mitgeliefert wird ein Adapter für 18650 Akkus. Auf der Treiberseite hat die Lampe keine Feder, sondern nur einen flachen Kontakt (dafür allerdings eine doppelte Feder in der Endkappe). Dies könnte Probleme mit manchen Flat-Top-Akkus bereiten und ist weniger tolerant bezüglich der Akkulänge. Welcher Akku genau passt, muss man also ausprobieren.

Treiberseitig keine Feder Dafür doppelte Feder in der Endkappe

An der Verarbeitungsqualität gibt es nichts zu meckern. Saubere Verarbeitung, keine Defekte und scharfe Kanten nur an der Innenseite des Lochs für die Handschlaufe (ein häufiges Problem – Tipp: ein kleiner Schlüsselring schont die Handschlaufe).

Bedienung und Funktion

Dank der open-source Firmware Anduril bietet die Lampe so ziemlich alle Funktionen, die man sich wünschen kann. Stufenloses Ramping, konfigurierbare Stufen, diverse Shortcuts, Strobe, Beacon, Kerzenmodus, Ausblinken von Akkuspannung und Temperatur, Lockout-Modus mit Momentanfunktion und vieles mehr. Installiert ist Version 2020-03-18, also noch das „alte“ Anduril 1, dafür allerdings ein recht frischer Stand.

Seitlicher Taster

Die Bedienung erfolgt über einen Taster, der sich seitlich am Lampenkopf befindet. Dessen grüne Hintergrundbeleuchtung lässt sich Anduril-typisch einstellen (dunkel, hell, blinkend, aus). Er ist leicht zu ertasten und bequem erreichbar, wenn man die Lampe in der Hand hält. Das geht auch in einer „taktischen“ Haltung auf Augenhöhe noch recht gut, z.B. mit dem Ringfinger.

Der Taster ist bequem erreichbar

Anduril ist zu vielfältig, um hier alle Funktionen zu beschreiben. Daher möchte ich auf die originale Anleitung zu Anduril und ein entsprechendes Diagramm verweisen.

USB-Abdeckung gegenüber des Tasters Unter der Abdeckung verbirgt sich der USB-Ladeanschluss

Der Akku lässt sich über einen USB-C-Anschluss unter einer Silikonabdeckung laden. Dabei wird der Ladevorgang durch eine rote Tasterbeleuchtung signalisiert, nach Abschluss des Ladevorgangs leuchtet er grün. Der Akku wird mit rund 1,8 A auf 4,18 V geladen. Währenddessen kann die Lampe weiter genutzt werden.

Lichtbild

Verbaut ist eine Luminus SBT90.2 LED – ein wahres Monster, welches bei entsprechender Kühlung auch 20 A noch verkraftet (der mitgelieferte Akku schafft das allerdings nicht und die Kühlung der Lampe reicht auch nicht für viel mehr). Bis vor kurzem war diese LED in nur wenigen Taschenlampen zu finden und heiß begehrt. Es ist halt ein Monster: Der Einzelpreis der LED liegt bei rund 40 € (im Vergleich dazu: andere LEDs der Taschenlampenwelt kosten 1-5 € das Stück).

Majestätische Luminus SBT90.2

Anfangs hatte ich wegen der großen Leuchtfläche der LED eher eine breite Ausleuchtung erwartet. Durch den großen Lampenkopf ist die TS30S aber tatsächlich ein Thrower mit ordentlich Reichweite. Im Vergleich mit anderen Lampen sieht man, wie die pure Power dieser LED sowohl Reichweite als auch Breite schafft. Kein Präzisionswerkzeug, sie macht einfach alles hell. Die Farbtemperatur von rund 5500 K mit leichtem gelb/grün-Stich ist draußen recht angenehm und nicht zu kalt.

An der weißen Wand lässt sich gut der enge Spot erkennen. Darum herum gibt es eine Art zweiten, etwas größeren Spot. Der Spill ist auch noch ordentlich hell.

Auf der weißen Wand

Laut Hersteller soll die Lampe eine Helligkeit von 6000 lm und eine Intensität von 226650 cd schaffen. Nachmessen konnte ich das nicht, die Helligkeit hängt aber auch stark vom verwendeten Akku und dessen Spannung ab. Es ist allerdings zu erkennen, dass der mitgelieferte Akku die hohe Leistung leider nicht schafft. Mit einem leistungsstärkeren Akku wie einem Samsung INR21700-40T erreicht man ein besseres Ergebnis.

In der Praxis gefällt mir das Leuchtbild draußen sehr gut. Straßen und Wege werden auf langer Strecke ausgeleuchtet. Auch ganze Felder lassen sich problemlos erhellen. Eine super Ergänzung zu einer Kopflampe für den Nahbereich.

Vergleichsbilder:
Convoy C8+ XP-L HI 3A
Noctigon KR1 CSLPM1.TG (W2)
Astrolux FT03 SST-40 5000 K

Vergleichsbilder:
Convoy C8+ XP-L HI 3A
Noctigon KR1 CSLPM1.TG (W2)
Astrolux FT03 SST-40 5000 K

Vergleichsbilder:
Convoy C8+ XP-L HI 3A
Noctigon KR1 CSLPM1.TG (W2)
Astrolux FT03 SST-40 5000 K

Treiber und Laufzeit

In den niedrigen Stufen bis 350 mA wird ein Lineartreiber genutzt, bei dem die Helligkeit mehr oder weniger unabhängig von der Akkuspannung ist. Darüber hinaus wird die Lampe im sogenannten Direct Drive betrieben und man erhält die volle Helligkeit nur bei vollem Akku. Die Regelung erfolgt mittels PWM bei überwiegend 16 kHz (nur in der dunkelsten Stufe geht es bis zu 4 kHz runter), also nicht zu sehen.

Zusammen mit Anduril kommt auch eine recht ordentliche Temperaturregelung und ein Tiefentladeschutz. Die Zieltemperatur lässt sich einstellen. Man sollte allerdings einmalig den Temperatursensor wie in der Anleitung beschrieben kalibrieren.

Um die Firmware zu aktualisieren, muss man leider den Treiber ausbauen: Kontakte wie bei einigen anderen Herstellern gibt es nicht. Für den normalen Nutzer besteht aber kein Grund dazu und ein Modder wird schon einen Weg finden.

Die Laufzeit habe ich ausnahmsweise nicht vollständig gemessen. Einen Thrower nutzt man eher kurzzeitig und nicht im Dauerbetrieb. Neben der Akkuspannung hängt die maximale Helligkeit auch sehr von der Kühlung ab. Daher habe ich mich auf die ersten 30 Minuten mit vollem Akku und leichter Ventilatorkühlung beschränkt. Zwischendurch habe ich den Lüfter für fünf Minuten ausgeschaltet und man sieht, wie die Helligkeit wegen der Temperaturregelung in der Zeit abnimmt und anschließend wieder steigt.

Laufzeit der ersten 30 Minuten auf Turbo mit kurzer Unterbrechung der Luftkühlung

Auch den maximalen Strom habe ich nicht gemessen, da er ebenfalls stark davon abhängt, was der Akku schafft. Im Standby benötigt die Lampe bei ausgeschalteter Tasterbeleuchtung 40 µA, bei niedrig und hoch 80 µA bzw. 1100 µA. Alle paar Sekunden steigt der Strom für einen kurzen Moment um etwa 200 µA, weil der Microcontroller aufwacht um die Akkuspannung zu messen.

Fazit

Spaß pur! Sehr umfangreiche Benutzerschnittstelle, leistungsstarke LED und integrierte Ladefunktion. Ideal, wenn man es draußen weit und breit hell haben will. Der „Strike Bezel“ ist etwas verrückt, aber man muss ihn ja nicht benutzen. Ein besserer Akku würde für noch mehr Leistung sorgen.

Nachtrag: Anduril 2

Wie bereits angedeutet, habe ich mir vorgenommen, die Lampe auf Anduril 2 zu aktualisieren. Dort gibt es etliche Verbesserungen an den Funktionen (z.B. momentaner Turbo, Autolock, Spannungskalibrierung), zusätzlich noch einige eigene Modifikationen.

Leider bietet der Treiber keine von außen erreichbaren Kontakte für den Programmieradapter. Auch durch den Taster gelangt man nicht bis zu dem ATtiny85 Microcontroller (wie ich es bei der Sofirn SC31 Pro gemacht hatte). Somit blieb nur noch, die Taschenlampe komplett zu zerlegen: Reflektor raus, MCPCB ablöten, Taster auf und dann mit (sanfter) Gewalt den Treiber aus der Verklebung lösen.

Treiber der Wurkkos TS30S

Hier noch ein kurzer Blick auf den Treiber der TS30S, welcher identisch mit dem Treiber der Astrolux EC01 von 2019 ist (alle Lampen werden von Sofirn hergestellt). Ein ganz klassischer FET+1 mit Ladeelektronik.

Das Flashen erfolgte dann mit einem SOIC Clip direkt am ATtiny und avrdude. Alles wieder zusammengebaut (neue Wärmeleitpaste nicht vergessen), getestet, läuft. Schade, dass es außen keine Kontakte gibt, obwohl sie kaum Mehrkosten bedeuten. Vorerst wird die Lampe also mit dieser Version von Anduril 2 bleiben, denn bei jeder Aktualisierung beginnt der Spaß wieder von neuem.

Die Lampe wurde mir vom Hersteller kostenfrei zur Verfügung gestellt. Ich habe keine weitere Vergütung erhalten und das Review spiegelt meine eigene Meinung wider.

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