Zoyi ZT-R01
Zu meinen Taschenlampen-Tests gehört, dass ich die Temperatur der Lampen während des Betriebs messe. Früher habe ich dazu einen Temperaturfühler verwendet, doch eine zuverlässige Befestigung war schwierig. Später bin ich deshalb auf ein Infrarot-Thermometer umgestiegen, mit dem eine kontaktlose Messung möglich ist.

Mit einem solchen Messgerät lässt sich die Temperatur nur an einem Punkt bestimmen. Wo die Lampe am heißesten wird, lässt sich also nur schwer herausfinden. Abhilfe schafft hier eine Wärmebildkamera, wie sie beispielsweise in dem hier vorgestellten Zoyi ZT-R01 Multimeter integriert ist.
Übersicht
Zusammen mit dem Multimeter befindet sich in der Verpackung ein wenig Zubehör:
- Messleitungen
- USB-C Ladekabel
- Bedienungsanleitung
- Tasche
Die meisten Funktionen lassen sich dank der übersichtlichen Bedienung auch ohne Anleitung entdecken. Der Beutel ist von einfacher Qualität mit einer glänzend-gummierten Oberfläche.

Das Gehäuse setzt sich aus zwei Komponenten zusammen: einem festen Kunststoff (ABS) in schwarz, der im Overmoulding-Verfahren mit einem etwas weicheren, roten Kunststoff (TPE) ummantelt wurde. Die Verarbeitung macht einen ganz ordentlichen Eindruck. Einzig das Display ist recht kratzempfindlich.

Mit gerade einmal 149 × 76 × 33 mm ist das ZT-R01 kleiner als ich erwartet hatte. Es wiegt zudem nur 200 g. Also auch perfekt für die kleine Werkzeugtasche, sodass man es immer griffbereit hat, wenn man es braucht.

Auf der Rückseite des Multimeters befindet sich ein Klappfuß, mit dem sich das Gerät in einem Winkel von ungefähr 45° aufstellen lässt. In manchen Situationen ermöglicht dies eine bessere Sicht auf das Display. Meistens ist das jedoch gar nicht nötig, da sich das 320 × 240 Pixel große Display aus jeder Richtung gut ablesen lässt.

Hinter dem Klappfuß gibt es einen USB-C-Anschluss. Über diesen wird nicht nur der eingebaute Akku (2000 mAh LiPo) geladen, sondern es lassen sich auch Firmware-Updates durchführen und Screenshots herunterladen.

Sieben übersichtlich angeordnete Tasten dienen der Bedienung. Ihre Größe und Position sagt nicht unbedingt etwas über ihre Funktion aus. Lediglich die rot beleuchtete Power-Taste hebt sich ab.

Unterhalb der Tasten liegen die vier 4 mm-Buchsen für die Messleitungen. Sie haben den üblichen Abstand von 19 mm und sind dadurch mit Zubehör anderer Hersteller kompatibel.

Wärmebildkamera
Das Hauptmerkmal des ZT-R01 ist die eingebaute Wärmebildkamera. Vereinfacht gesagt lässt sich damit die Temperatur von Objekten als 2D-Bild darstellen. Dadurch lässt sich ein besserer Eindruck über die Wärmeverteilung gewinnen.

Der Wärmebildsensor verfügt über eine Auflösung von 32 × 32 Pixeln mit sieben Bildern pro Sekunde. Das ist zwar nicht besonders viel, angesichts des günstigen Preises des ZT-R01 aber durchaus angemessen. Ergänzt wird das Wärmebild durch eine Kamera, wodurch sich die Wärmequelle besser zuordnen lässt. Daneben sitzt noch eine kleine LED, die sich zur besseren Beleuchtung hinzuschalten lässt.

Die Überlagerung des Kamerabildes mit dem Wärmebild lässt sich in sechs Stufen einstellen. Zudem stehen vier Farbpaletten für die Darstellung der Temperaturverteilung zur Verfügung. Insgesamt sind somit 24 Kombinationen möglich. Die Parallaxe zwischen den beiden Kameras lässt sich über die Einstellungen kompensieren.

Die Wärmeabstrahlung der gemessenen Objekte unterscheidet sich je nach Material. Dieser Emissionsgrad lässt sich von 0,10 bis 1,00 in 0,01-Schritten im Menü einstellen. Tabellen mit entsprechenden Werten findet man im Handbuch sowie im Internet. Trotzdem gibt es bei der Messung mit einer Wärmebildkamera allerlei Überraschungen, auf die man Rücksicht nehmen muss.
Die Nutzung einer Wärmebildkamera ist nicht nur äußerst praktisch, sie macht auch – insbesondere anfangs – richtig Spaß! Man kann seine Umgebung plötzlich ganz anders wahrnehmen und entdeckt viele neue Aspekte. Zur Zeit nutze ich das ZT-R01 hauptsächlich bei meinen Taschenlampen-Tests und um Wärmequellen bei (möglicherweise fehlerhafter) Elektronik zu identifizieren.

Gelegentlich empfinde ich es als störend, dass der Wertebereich der Temperaturskala automatisch ausgewählt wird und sich nicht manuell festlegen lässt. Dadurch ändert sich die Zuordnung der Farben schlagartig, wenn ein besonders warmes oder kaltes Objekt den Bildbereich betritt oder verlässt.
Außerdem ist mir einige Male fehlerhafte Darstellungen von Temperaturen aufgefallen (Minimum höher als das Maximum oder sogar Werte wie „@ABC“). Möglicherweise werden ungültige Messungen nicht richtig verarbeitet.

Wie man an den vorherigen Bildern sieht, lassen sich Screenshots aufnehmen und im 16 MB großen internen Speicher ablegen. Dazu muss nur die „SAVE“-Taste einen Moment gehalten werden. Anschließend lassen sie sich über den eingebauten Dateibrowser anzeigen. Die Bilder im Bitmap-Format können auch über den USB-Anschluss auf den Computer übertragen werden.
Multimeter
Das ZT-R01 ist nicht nur eine kompakte Wärmebildkamera, sondern auch ein vollwertiges digitales Multimeter (DMM). Ein langer Druck auf die linke Taste wechselt in den DMM-Modus. Die Auswahl bleibt nach einem Neustart erhalten.

Messen lassen sich Spannung, Strom, Widerstand, Kapazität und Frequenz – überwiegend mit 25 000 Counts! Auch ein Durchgangsprüfer mit schneller Reaktion (latched) und eine Diodenmessung sind vorhanden. Unter der großen Darstellung des aktuellen Messwerts wird das Minimum, Maximum, der Durchschnitt sowie gegebenenfalls die Frequenz eines wechselnden Signals angezeigt. Auch eine relative Messung und ein Einfrieren der Anzeige (Hold) sind möglich.

Soweit ich es mit meinen Mitteln beurteilen konnte, scheinen die Messergebnisse innerhalb der Spezifikation zu liegen.
Überraschenderweise ist keine manuelle Einstellung des Messbereichs möglich – oder ich habe die passende Option nur nicht gefunden. Manchmal kann es bei wechselnder Spannung daher einen kleinen Moment dauern, bis sich die Anzeige stabilisiert hat.
Durch kurzes Drücken der „SAVE“-Taste wechselt die untere Hälfte der Anzeige zu einer grafischen Darstellung der Messwerte über die letzten 90 Sekunden. Mit dieser praktischen Funktion lassen sich Änderungen der Messwerte und deren Trend leicht wahrnehmen. Die kleinen Ausreißer im folgenden Bild sind auf die automatische Wahl des Messbereichs zurückzuführen.

Die mitgelieferten Messleitungen sind von der preiswerten Art. Das 65 cm lange Kabel mit einem Außendurchmesser von 3 mm ist etwas steif. Die Spitzen (12 × 2 mm) sind in Ordnung.

Aufsteckbare Schutzkappen erweitern die zulässige CAT-Messkategorie von „CAT II 600V“ zu CAT II 1000V / CAT III 600V“. Trotzdem wird das Gerät bei mir eher nur bei Kleinspannung zum Einsatz kommen.

Blick ins Innere
Ein kurzer Blick ins Innere des ZT-R01. Viel zu sehen gibt es nicht. Eher zu wenig, denn der Eingangsschutz ist auf minimale Weise gestaltet.

Kamera und Wärmebildsensor sitzen auf einer separaten Platine. Der LiPo-Akku wird durch einen verschraubten Rahmen gehalten und ist über einen Stecker mit der Platine verbunden. Das macht einen Akkutausch zwar nicht trivial, aber immerhin recht einfach.

Fazit
Mit dem Zoyi ZT-R01 erhält man eine preiswerte Wärmebildkamera in Kombination mit einem digitalen Multimeter. Zwar handelt es sich nicht um ein High-End-Gerät, doch die Auflösung von 32 × 32 Pixeln ist für viele Anwendungsfälle absolut ausreichend. Praktisch ist die Überlagerung des Wärmebilds mit einem höher aufgelösten Kamerabild.
Das Multimeter mit 25 000 Counts funktioniert ausgezeichnet. Besonders gefallen mir die große Anzeige und die grafische Darstellung des Messwerteverlaufs. Leider lässt sich der Messbereich nicht manuell einstellen.
Das Gerät wurde mir vom Hersteller kostenfrei zur Verfügung gestellt. Ich habe keine weitere Vergütung erhalten und das Review stellt meine eigene Meinung dar.