12 Juli 2023 18:54

Wurkkos TS11

Einen Thrower nutzt man oft nur kurz und selten, beispielsweise beim nächtlichen Spaziergang um zu sehen, was sich am Ende des Weges verbirgt. Dafür braucht man keine lange Laufzeit und klein sollte die Taschenlampe auch sein. Was nützt ein Thrower, den man nie dabei hat, weil er so groß und sperrig ist?

Gut für die Tasche geeignet ist die Wurkkos TS11, ein handlicher Thrower mit TIR-Optik, 18350 Akku, integrierter Ladefunktion und Anduril als Firmware. Zusammen mit den bunten Aux-LEDs mehr als nur eine Taschenlampe, sondern auch eine technische Spielerei.

Dieses Review wurde durch flashlightgo ermöglicht, von denen ich die Wurkkos TS11 für das Review erhalten habe. Der chinesische Shop führt eine Vielzahl von Herstellern und versendet international.

Lieferumfang und Hardware

Vor einiger Zeit hat Wurkkos das Verpackungsdesign geändert. Statt einer einfachen Pappschachtel mit vakuumgeformten Plastikeinsatz kommen die Taschenlampen nun in einem festen Karton mit Schuber, Magnetverschluss und Schaumstoffeinsatz. Als Zubehör erhält man im Set:

  • 18350 Li-Ion Akku mit 1100 mAh (3,93 V bei Lieferung, Button-Top)
  • USB-C Ladekabel
  • Handschlaufe
  • 2x Ersatz-O-Ring
  • Bedienungsanleitung (EN, DE, CN)

Da Anduril äußerst komplex ist, würde ich die mitgelieferte Bedienungsanleitung eher als Schnellstartanleitung bezeichnen. Wenn man mehr als die Grundfunktionen nutzen möchte, ist ein Blick in die vollständige Anleitung (hier die deutsche Übersetzung) sinnvoll.

Lieferumfang

Mit einer Länge von 90 mm und einem Kopfdurchmesser von 40 mm ist die TS11 nicht der kleinste Taschenthrower, aber dennoch äußerst kompakt im Vergleich zu den meisten anderen Throwern mit dieser Reichweite. Sie wiegt 90 g, zuzüglich 22 g für den Akku.

In diesem Review vergleiche ich die TS11 hauptsächlich mit der Sofirn IF22A, welche anscheinend die gleiche TIR-Optik und LED verwendet, sowie mit der Noctigon KR1 mit einer Osram CSLPM1.TG in einem Reflektor.

Sofirn IF22A | Wurkkos TS11 | Noctigon KR1

Neben klassisch Schwarz gibt es die TS11 auch in Orange, für das ich mich entschieden habe. Die bunte Farbe passt einfach besser zu so einer kleinen, verspielten Taschenlampe. Das Design ist relativ unspektakulär mit ein paar stilisierten Kühlrippen, einem grob geriffelten Akkurohr und einer etwas wulstigen Endkappe.

Gegenüber des Tasters befindet sich ein USB-C Ladeanschluss. Der Akku wird mit knapp 1 A geladen, sodass er nach rund zwei Stunden voll ist. Für so einen kleinen Akku ist das schon ein recht hoher Ladestrom, einen negativen Effekt auf die Lebensdauer sollte man aber noch nicht spüren. Beim Ladevorgang leuchtet die Status-LED im Taster rot, nach Abschluss grün.

USB-C Ladeanschluss

Eine Abdeckung aus Silikon schützt den USB-Anschluss vor Wasser und Schmutzt. Sie sitzt tief und flach, hält somit sehr gut und stört überhaupt nicht. Wirklich gut gelungen!

Abdeckung des Ladeanschlusses

An der Endkappe befindet sich eine Öse zur Befestigung einer Handschlaufe. Leider wird durch eine Handschlaufe auch der Tailstand verhindert. Die Endkappe ist äußerst dickwandig, Platz für eine bessere Positionierung wäre also gewesen. Und ein Magnet hätte vermutlich auch noch irgendwie rein gepasst.

Öse zur Befestigung einer Handschlaufe

Ohne Handschlaufe neigt die Lampe auf ebener Fläche zum Wegrollen. Die Gestaltung der Endkappe bietet zwar ein wenig Widerstand, befindet sich die Lampe aber bereits in Bewegung, gibt es kein Stoppen mehr. Ein Clip ist nicht vorhanden.

Das Akkurohr ist symmetrisch. Somit ist das kleine Symbol, welches die korrekte Akkupolarität zeigen soll, unter Umständen wenig hilfreich. Den positiven Pol zum Kopf der Lampe, so wie es meist üblich ist.

Die Trapezgewinde laufen gut. Auf beiden Seiten gibt es eine kräftige Feder, sodass sowohl Button- als auch Flat-Top 18350 Akkus problemlos funktionieren. Auf dem Treiber im Kopf der Lampe sind auch die drei kleinen Pads zum Updaten der Firmware sichtbar.

In die Einzelteile zerlegt

Konstruktion und Verarbeitung sind einfach, aber sauber und fehlerfrei. Für den alltäglichen Einsatz absolut ausreichend. Die Wasserdichtigkeit ist mit IPX8 angegeben, sodass die Lampe auch bis 2 m unter Wasser getaucht werden kann. Stürze soll sie bis zu einem Meter Höhe überstehen.

Kompatibel mit dem 18650 Akkurohr der Wurkkos FC12

Praktisch: Die Akkurohre der Wurkkos FC11 und FC12 sind mit der TS11 kompatibel. So lässt sich die Lampe auch mit 18650 Akkus betreiben. Diese Rohre gibt es für unter 3 € direkt beim Hersteller zu kaufen.

Bedienung und Funktion

Die Bedienung der Lampe erfolgt über einen großen Seitentaster. Erst war ich etwas skeptisch, er lässt sich aber erstaunlich leicht finden, steht kaum ab und fühlt sich angenehm an.

Großer Seitentaster mit RGB-LED

Ein besonderer Hingucker ist natürlich die RGB-Hintergrundbeleuchtung („Aux-LEDs“). Nicht nur im Taster, sondern auch hinter der TIR-Optik. Beide Beleuchtungen sind miteinander gekoppelt, schalten also immer gleichzeitig. In der niedrigen Einstellung nur im Dunkeln zu sehen, in der hohen Einstellung auch am Tag (dafür brauchen sie dann viel Strom, siehe „Treiber und Laufzeit“).

RGB-LEDs hinter der TIR-Optik und im Taster

Als Firmware kommt auf der TS11 „Anduril“ zum Einsatz. Dabei handelt es sich um eine Open-Source-Firmware für Taschenlampen, welche von diversen Herstellern verwendet wird. Bereits in der regulären Version bringt Anduril eine Vielzahl von Funktionen mit sich. Dazu gehören unter anderem:

  • Konfigurierbare Stufen oder stufenloses Ramping
  • Diverse Shortcuts
  • Ausblinken der Akkuspannung
  • Kerzen-Modus
  • Diverse Strobe- und Blink-Modi
  • Lockout mit konfigurierbarem Momentanlicht
  • Timer für automatisches Sperren, Mode-Memory, Sunset-Mode
  • Einstellungen für die Aux-LEDs
  • Verschiedene Optionen zur Personalisierung der Steuerung

Darüber hinaus lässt sich die in C geschriebene Firmware auch nach Belieben umprogrammieren und über ein Programmiergerät auf die Lampe spielen. Eine ausführliche Anleitung zum Updaten ist hier zu finden.

Der Funktionsumfang ist so gewaltig, dass ich hier gar nicht alles erklären kann. Folgende Ressourcen sind allerdings hilfreich:

Etwas aufpassen muss man bei der verwendeten Version: Da sich Anduril ständig weiterentwickelt, befindet sich auf der Taschenlampe höchstwahrscheinlich noch eine ältere Version, während die Anleitung einen aktuelleren Stand beschreibt. Sollte also etwas nicht so ganz funktionieren, am Besten einfach im Forum oder den Kommentaren nachfragen.

Lichtbild

In der Wurkkos TS11 ist eine kaltweiße Luminus SFT-40 verbaut, genau wie in der Sofirn IF22A. Ihre kleine Leuchtfläche mit vergleichsweise hoher Leistung und die etwas „abgerundete“ Form machen sie zu einer guten Wahl für einen Thrower.

Luminus SFT-40 in großer TIR-Optik

Die LED sitzt hinter einer großen TIR-Optik. Im Gegensatz zu einem Reflektor ist es damit möglich, den Spill zu reduzieren und mehr Licht zu bündeln. Es scheint sich um die gleiche Optik zu handeln, die auch in der Sofirn IF22A verbaut ist.

Trotzdem gibt es minimale Unterschiede zwischen den beiden Lampen. Der Spot der TS11 ist ein wenig kleiner, der Spill etwas enger und heller. Dagegen hat die KR1 mit Reflektor einen großen, scharf abgegrenzten und gleichmäßigen Spill.

Vergleich:
Sofirn IF22A (Luminus SFT-40)
Noctigon KR1 (Osram CSLPM1.TG / W2)

Vergleich:
Sofirn IF22A (Luminus SFT-40)
Noctigon KR1 (Osram CSLPM1.TG / W2)

In der Praxis sind die leichten Unterschiede zwischen TS11 und IF22A kaum zu bemerken. Beide haben ein sehr angenehmes Lichtbild, da der enge Spot nicht sofort von Dunkelheit umgeben ist, sondern durch den mittenbetonten Spill mehr oder weniger sanft ausläuft. Dies reduziert auch die Blendung im Nahbereich. Der Spot hat für meinen Geschmack genau die richtige Größe.

Vergleich:
Sofirn IF22A (Luminus SFT-40)
Noctigon KR1 (Osram CSLPM1.TG / W2)

Der orangene Spill entsteht, weil die Innenseite des Kopfes und der Bezel ebenfalls orange anodisiert sind. Um das Problem zu beheben, habe ich den Bezel abgeschraubt, die Optik entfernt und die Innenseite mit Aluminium-Klebeband ausgekleidet.

Aluminiumklebeband beseitigt Orange im Licht

Ein Großteil des orangenen Spills ist damit beseitigt. Was übrig bleibt, kommt vom außen liegenden Bezel. Den könnte man entweder mit einem schwarzen Marker anmalen oder mit einem 3D-gedruckten Einsatz verdecken.

Treiber und Laufzeit

Laut Hersteller soll die TS11 in der höchsten Stufe 2000 lm mit einer Reichweite von 616 m (94 750 cd) schaffen.

Da es keine festen Stufen gibt, habe ich meine Strommessung auf die Extremwerte beschränkt: Komplett aus (ohne Aux-LEDs), niedrigste Stufe (Level 1/150) und Turbo (Level 150/150), jeweils direkt nach dem Einschalten.

ModusStrom
Turbo6,34 A
Low1,32 mA
Aus14 µA

6,34 A aus dem kleinen Akku ist schon ordentlich! Auch mit einem Keeppower IMR18350 mit 1200 mAh war der Strom nur geringfügig höher.

Aus dem gleichen Grund beschränkt sich meine Laufzeitmessung auf den Turbo. Dort ist der begrenzende Faktor ganz klar die Temperatur. Glücklicherweise hat Anduril eine sehr gute Temperaturregelung, sodass das Potential der Lampe voll ausgenutzt werden kann. Der Turbo wird so lange gehalten, bis sich die Lampe aufgeheizt hat, dann wird die Helligkeit reduziert. Mit der Zeit steigt sie wieder an, da der Treiber bei niedrigerer Spannung etwas effizienter wird.

Am Ende wird die Helligkeit durch die niedrige Akkuspannung begrenzt. Ganz abgeschaltet hat die TS11 in den Laufzeittests nicht, da die Helligkeit bei niedriger Spannung bis zum Minimum reduziert wird. Dort ist der Strom aber so gering, dass sich der Akku wieder etwas erholt die Lampe noch für viele Stunden weiter leuchtet. Erst bei unter 2,85 V schaltet sie ab.

In der TS11 ist ein einfacher FET+1 Treiber verbaut, also eine Kombination aus 350 mA Linearregler und FET für direct-drive. Das macht zwar eine Regelung mittels PWM notwendig, die Frequenz wird von Anduril aber so angepasst, dass es nicht auffällt.

Interessant ist auch der Stromverbrauch der Aux-LEDs. Ich habe jede Farbe in jeweils beiden Helligkeitsstufen gemessen. Während die niedrige Stufe problemlos permanent genutzt werden kann, braucht die hohe Stufe teilweise mehr als zehnmal so viel, als würde man die Taschenlampe in der niedrigsten Helligkeit nutzen. Der 1100 mAh Akku wäre auf hoher Aux-LED-Stufe bereits nach drei bis zehn Tagen leer!

Strom der Aux-LEDs
FarbeLowHigh
Rot154 µA8,56 mA
Gelb398 µA11,16 mA
Grün170 µA3,12 mA
Cyan306 µA8,16 mA
Blau126 µA5,46 mA
Magenta260 µA13,08 mA
Weiß440 µA15,41 mA

Fazit

Mit der Wurkkos TS11 bekommt man einen praktischen, kleinen Taschenthrower, welcher bezüglich Reichweite und Helligkeit mit größeren Lampen wie der Sofirn IF22A problemlos mithalten kann. Anduril bietet eine Vielzahl von Funktionen und kann bei entsprechender Erfahrung umprogrammiert und erweitert werden. Andererseits kann diese Komplexität auch leicht überfordern. Ein gewisses technisches Interesse und die Bereitschaft, sich damit auseinanderzusetzen, sind also Voraussetzung.

Sollte das Orange im Spill stören, kann man entweder die schwarze Version nehmen oder meine Modifikation mit dem Aluminium-Klebeband umsetzen. Ansonsten hat die Lampe meine Erwartungen voll erfüllt.

Wurkkos TS11 bei flashlightgo

Die Lampe wurde mir von flashlightgo kostenfrei zur Verfügung gestellt. Ich habe keine weitere Vergütung erhalten und das Review spiegelt meine eigene Meinung wider.

Kommentare

Fynn, 01.01.2024 14:29
Hallo, gibt es eine Möglichkeit die LEDs im Knopf abzuschalten?
Oder muss man dafür das Kabel abknipsen?

LG
Fynn
SammysHP, 20.01.2024 18:10
Ja, das geht problemlos mittels 7C wie in der Anleitung beschrieben.
Powered by BetaBlog
Login | RSS Beiträge RSS Kommentare Impressum