14 Juli 2022 15:49

Mateminco FW2 – kleines Taschenlichtschwert

Nicht immer geht es bei Taschenlampen nur um den praktischen Nutzen, manchmal möchte man auch einfach nur etwas Spaß haben. Vielleicht mal extrem hell? Oder extrem weit? Aber wo ist die Grenze zwischen Sinnhaftigkeit und Spielzeug?

Somit bin ich nun auch stolzer Besitzer einer LEP-Lampe: Die Mateminco FW2. Ein winziger Super-Thrower für die Hosentasche. Brauchbar oder Spielzeug?

Flashlightbrand

Dieser Beitrag wurde von FlashlightBrand gesponsert, von denen ich einen guten Rabatt für diese Lampe bekommen habe. Damit war ein vertretbarer Preis erreicht, um mir doch mal eine LEP-Taschenlampe zu bestellen und auszuprobieren.

Erst vor wenigen Monaten ist FlashlightBrand an den Start gegangen. Der Chinesische Onlinehändler vertreibt Taschenlampen diverser Markenhersteller wie Fenix, Nitecore, Lumintop, Mateminco oder Olight. Der Versand nach Deutschland verlief völlig problemlos, Steuern wurden direkt über den Händler bezahlt und in rund zwei Wochen konnte ich das Paket entgegennehmen. Vielen Dank nochmal an FlashlightBrand für diese tolle Lampe!

Was ist „LEP“?

Klassischerweise bestehen weiße LEDs aus einer blauen LED, auf der eine „Phosphor“-Schicht (hat aber nichts mit Phosphor zu tun) sitzt, welche einen Teil des blauen Lichts in andere Farben transformiert. Das Resultat wirkt weiß (und je nach Spektrum unterscheidet sich Farbtemperatur, Färbung und Farbwiedergabe). Das Problem ist jedoch, die Wärme abzuführen. Ganz kleine LEDs haben also nur eine geringe Helligkeit oder anders herum: Möchte man eine helle Lampe haben, wird die LED entsprechend größer, wodurch sie sich nicht mehr so gut auf einen engen Strahl fokussieren lässt.

LEP steht für „Laser Excited Phosphor“ und beschreibt gut, was dort passiert: Ein blauer Laser regt eine Phosphorschicht zum Leuchten an. Der Laser kann ruhig größer und gut gekühlt sein, solange er einen winzigen Punkt auf der Phosphorschicht erzeugt. Dadurch lassen sich extrem hohe Leuchtdichten erzeugen.

Schematische Darstellung von LEP-Taschenlampen

Es gibt aktuell zwei LEP-Implementierungen: Entweder wird die Phosphorschicht über einen kleinen Umlenkspiegel von vorne beleuchtet oder der Laser sitzt hinter der Phosphorschicht und leuchtet durch sie hindurch. Die Mateminco FW2 nutzt die letztere, etwas modernere Variante.

Lieferumfang und Hardware

In einer schlichten Kartonverpackung kommt die Mateminco FW2 mit überschaubarem Zubehör: Einem Clip, einer Handschlaufe und zwei Ersatz-O-Ringen. Außerdem sind zwei Akkurohre für 18650 oder 18350 Akkus enthalten. Die „Anleitung“ auch Englisch und Chinesisch listet kurz die Spezifikationen auf, beschreibt in einer kurzen Tabelle die Bedienung und erklärt, dass die Helligkeit reduziert wird, wenn die Lampe zu heiß wird.

Es gibt die Mateminco FW2 in schwarz und in silbern. Außerdem wird sie von Banggood als „Astrolux WP4“ vertrieben.

Lieferumfang

Hält man die Lampe erstmal in den Händen, glaubt man gar nicht, dass es sich dabei um einen ausgewachsenen Thrower handelt. Kaum größer als eine normale Taschenlampe und dennoch leuchtet sie weiter als die anderen im Foto gezeigten Lampen.

Ohne überstehenden Schalter (ca. 5 mm extra)
DurchmesserLängeGewicht
18650 Rohr32 mm128 mm105 g
18350 Rohr32 mm98 mm90 g
Astrolux FT03 | Mateminco FW2 | Sofirn IF22A

Hier der Vergleich zwischen den beiden Akkurohren, 18650-Akku als Referenz. Meiner Meinung nach wirkt sie in beiden Längen richtig proportioniert. Und mit dem kurzen Rohr ist sie echt winzig für ihre Leistung! Die Gewinde sitzen recht locker. Ein etwas dickerer O-Ring könnte hier Abhilfe schaffen.

Entweder mit langem 18650 Rohr … … oder mit kurzem 18350 Rohr

Der kleine Leuchtpunkt auf der Phosphorschicht wird über eine Linse fokussiert. Davor sitzt noch eine Glasscheibe, um die eigentliche Linse zu schützen.

Linse zum Fokussieren des Lichtstrahls

Im Kopf gibt es 12 Slots für 1,5 × 6 mm Leuchtstäbe, die allerdings nicht im Lieferumfang enthalten sind. Hier kann man entweder selbstleuchtende Tritiumlichtquellen verbauen oder „Glow in the Dark“-Stäbchen, die erst „aufgeladen“ (angeleuchtet) werden müssen. In den Slots befinden sich jeweils zwei (abgedichtete) Lichtdurchlässe, wodurch das „Aufladen“ automatisch passiert, wenn die Lampe eingeschaltet ist.

Optional ist zudem ein „Glow Ring“ erhältlich, welcher zwischen Linse und Schutzglas verbaut wird und das Innere der Lampe im Dunkeln glühen lässt.

Im Kopf 12 beleuchtete Slots für Leuchtstäbe

Auch in der Endkappe gibt es vier Plätze für Leuchtstäbchen, allerdings ohne Hintergrundbeleuchtung. Dort befindet sich auch eine Öse für eine Handschlaufe. Aufgrund der scharfen Kanten sollte man die Handschlaufe besser nicht direkt einfädeln, sondern einen kleinen Schlüsselring verwenden.

Die Tailcap bietet ebenfalls vier Slots für Leuchtstäbe

Bei ausgeschalteter Lampe ist der Schalter in der Tailcap in Rot und Blau beleuchtet. Deaktivieren lässt sich die Hintergrundbeleuchtung nicht.

Zweifarbig beleuchteter Schalter

Die Verarbeitung ist super. Alle Kanten sind abgerundet (bis auf das Loch für die Handschlaufe, was kaum ein Hersteller hinbekommt). Die leicht matte Anodisierung ist etwas rutschig und die Texturierung des Akkurohrs dient auch eher der Optik. Ein Wegrollschutz ist durch den abgekanteten Ring am Kopf minimal gegeben, ein Tailstand durch den hervorstehenden Schalter unmöglich.

Bedienung

Erfrischend einfach ist die Bedienung. Mit dem Reverse Clicky wird die Lampe ein- und ausgeschaltet. Ein kurzer Druck wechselt zwischen den beiden Modi Low und High, ein doppeltes Drücken aktiviert den „Strobe“ (eher ein schnelles Blinken bei 6 Hz).

Einen Mode-Memory gibt es genau genommen nicht: Die Lampe startet immer in Low. Allerdings vergisst sie die letzte Einstellung erst nach etwa 15 Sekunden und interpretiert kürzere Unterbrechungen der Stromversorgung als Moduswechsel. Dies hängt vermutlich mit dem hintergrundbeleuchteten Schalter zusammen (siehe weiter unten bei „Modding“).

Größe, Form und Schalterposition erlauben eine Vielzahl von Haltungen. Im Gegensatz zu Seitentastern muss man sich auch nie auf die Suche nach dem Schalter begeben. Noch mehr Möglichkeiten hat man mit einem „Tactical Ring“ oder ähnlichem Zubehör (siehe „Modding“).

Lichtbild

Jetzt der Teil, bei dem man über Spaß und praktischen Nutzen nachdenken muss. Denn eigentlich hält man mit der Mateminco FW2 eher ein kleines Lichtschwert in den Händen als eine Taschenlampe.

Der Lichtstrahl ist extrem gebündelt und hat keinen Spill, welcher die nähere Umgebung beleuchtet. Letzteres ist in der Tat ein Vorteil der LEP-Lampe, weil ein heller Spill auch stark blenden kann. Nicht nur beleuchtete Objekte im Vordergrund, sondern auch Dunst oder Regen (denkt einfach mal an eine Autofahrt bei nebliger Nacht mit Fernlicht).

Der Spill anderer Lampen kann im Nahbereich blenden … … aber bei einer LEP gibt es keinen Spill!

Die starke Fokussierung macht es allerdings auch schwer, sinnvoll etwas mit der Lampe zu sehen. Im Nahbereich ist eine LEP-Lampe natürlich völlig unbrauchbar. Ab zehn Meter Entfernung kann man sie schon zum störungsarmen Anleuchten von Hausnummern nutzen. Etwas weiter weg wird es ohne Fernglas schon schwieriger. Für kontrastreiche Objekte definitiv besser geeignet als für Vegetation oder daran angepasste Tiere, bei denen dann alles nur noch grau in grau erscheint.

Schwierig ist es auch, sein Ziel erstmal zu finden und dann zu verfolgen, ohne zu stark zu wackeln. Also eher eine Lampe, die man im Stand verwendet.

Zu den technischen Details: Mateminco bezeichnet das LEP-Modul als „Osram CT1“ – ein Datenblatt oder weitere Informationen habe ich dazu allerdings nicht gefunden. Jedoch verwendet Osram diese Technologie auch in Autoscheinwerfern, also könnte es sich durchaus um so ein Modul handeln.

Die maximale Helligkeit ist mit 310 lm angegeben. Wirkt erstmal wenig, durch die starke Fokussierung sind aber 425.000 cd möglich, was nach ANSI FL1 einer Reichweite von 1303 m entspricht.

Farbtechnisch ist so eine LEP-Taschenlampe natürlich keine Schönheit. Über den CRI sollte man besser gar nicht erst nachdenken und die Lichtfarbe ist auch eher nebensächlich. Dennoch ist es schon ein recht brauchbares Weiß, erst recht auf die Entfernung.

Treiber und Laufzeit

Die Laufzeit ist wirklich fantastisch. Mit einem 18650 Akku ist eine konstante Helligkeit in Low für über drei Stunden möglich! In High fällt die Helligkeit hingegen etwas ab. Mit 18350 Akkus ist die Laufzeit entsprechend kürzer, aber bei Low trotzdem genauso konstant hell.

Da die Lampe mit nur 310 lm auskommt, ist auch der Strom entsprechend geringer. Bei 4 V sind es auf High 3,0 A und auf Low gerade mal 0,9 A. In Low steigt der Strom jedoch bei fallender Spannung, um eine gleichbleibende Leistung zu erhalten.

Es ist eine geringe Restwelligkeit mit 240 kHz zu erkennen, was auf einen Schaltregler hindeutet. PWM ist jedoch nicht zu erkennen. Bei 2,8 V blinkt die Lampe kurz, bei 2,6 V schaltet sie ab. Man muss dabei aber berücksichtigen, dass die Akkuspannung unter Last etwas absinkt. Am Ende meiner Laufzeitmessungen war die Ruhespannung immer noch 3,0 V.

In meinem Test ist der Kopf der Lampe rund 45 °C warm geworden. Laut Anleitung soll die Lampe bei zu hoher Temperatur automatisch herunterschalten.

Eine Seite des Treibers

Der Schalter ist mit einem eingeschraubten Ring gesichert und lässt sich leicht ausbauen. Auf der Platine befinden sich zwei LEDs mit jeweils einem 10 kΩ Widerstand.

Moddingfreundlicher Schalter mit LEDs …

Die Doppelfeder hat hinsichtlich der geringen Leistung der Lampe vermutlich wenig Einfluss, vor allem da auf dem Treiber nur eine Feder ist.

… und Doppelfeder

Modding

Weiter oben hatte ich erwähnt, dass die FW2 einige Zeit nach Ausschalten braucht, um wieder von Low zu starten. Über die LEDs in der Endkappe fließt genügend Strom, um den Microcontroller zu versorgen. Würde man die Stromversorgung komplett unterbrechen, wäre nach wenigen Sekunden Schluss.

Da mir die bunte Beleuchtung sowieso nicht gefallen hat, könnte man die LEDs bzw. Widerstände entfernen oder die Leiterbahnen unterbrechen. Bei dem Schalter handelt es sich um ein weit verbreitetes Modell auf einer 16 mm Platine, wie er auch bei einigen Convoy-Taschenlampen zu finden ist. Daher habe ich einfach die gesamte Platine mit Schalter getauscht. Keine Schalterbeleuchtung mehr und nach etwa zwei Sekunden startet die Lampe wieder bei Low.

Für ein besseres Handling habe ich mir einen Tactical Ring für die FW2 konstruiert und gedruckt. Somit lässt sich die Lampe bequem und sicher mit drei Fingern bedienen.

Außerdem habe ich die Slots für Leuchtstäbe ausgefüllt, aber nicht mit Leuchtstäben, sondern einfach mit 6 mm langen Abschnitten von 1,75 mm PLA Filament von meinem 3D-Drucker.

Fazit

Spaß hat man mit der Lampe auf jeden Fall! Der praktische Nutzen dürfte bei jedem individuell und sehr konkret sein. Vielleicht zum Lesen von Hausnummern oder Inspizieren von Rohren? Oder an ein Fernglas montiert? Die Mateminco FW2 ist jedenfalls handwerklich und technisch spitze und auch preislich langsam attraktiv.

Die Mateminco FW2 gibt es unter anderem bei FlashlightBrand in schwarz und silbern zu kaufen, optional mit Glow-Ring.

Kommentare

teighto, 18.07.2022 20:42
Eine sehr gute Vorstellung! Vielen Dank.
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